Reiseberichte 2006

Angenehmere Lektüre mit weniger langen Zeilen!

04. Juni 2006

Start am 22. April in Bern in Begleitung von Deborah Strässle. Das Gepäck war bereits bei Godfried Meister in Oberönz, wo ich am kommenden Tag aufbrach in Begleitung der ersten ca. 50 km mit Francesca Meister und danach bis einschliesslich 24. April weiter fuhr mit Godfried Meister.

Reto Huber, der mich ebenfalls begleiten wollte, wurde kurzfristig krank und so verabschiedete ich mich von ihm am 22. April in Bern im Spital.

Ich hoffe sehr, dass wir uns unterwegs noch treffen können für ein gemeinsames Stück dieser Tour. Wir waren schon gemeinsam in Italien und um den Bodensee unterwegs.

Die ersten Tage fuhr ich am Rhein entlang bis Karlsruhe. Dort verabschiedete ich mich von Bekannten in Bulach und fuhr nach einigen Tagen Pause weiter nach München zu Steffen Schulzendorf. Auf dem Weg dorthin traf ich einen Julian von Blücher.

In München war ich ebenfalls einige Tage und fuhr dann via Tschechei weiter bis Berlin zu meiner Schwester (Ulrike Störmer- Hertel) und Familie. In Berlin traf ich mich noch mit Corinne Steffen aus der Schweiz.

Ansonsten konnte ich in Berlin noch Einiges erledigen (Passfotos machen lassen für Visa, Visitenkarten ...)

Weiter ging es nach Lindow zu meiner Mutter. Hier werde ich nun in den kommenden Tagen starten nach Polen.

19. Juni 2006

Ich schreib mal wieder ein Sammelmail, da es im Intenernetcafe immer etwas schwierig ist ...
Also mir geht es soweit gut, ich habe inzwischen Polen soweit von west nach ost durchquert. Nun hatte ich ursprünglich vor nach Süden weiter in Richtung Ukraine zu fahren.
Unterwegs traf ich noch jemanden, der mir sagte, dass man in Litauen oder Lettland ziemlich problemlos ein Visum für Kaliningrad (einen kleinen abgetrennten Teil Russlands) bekommen könnte.
Nun habe ich vor morgen weiter nach Litauen zu fahren und dann zu schauen ob ich dort ein Visum bekomme ....
Ich weiss allerdings nicht ob das klappt oder ich nur ein bisschen an der Ostseeküste mich herumtreiben werde und dann wieder durch Polen in die Ukraine fahren werde ... Ich werde sehen.

Ich werde Euch weiter auf dem Laufenden halten.
Vielen Dank für Eure Mails und SMS inzwischen!
Ich werde auf die SMS wieder mal antworten und die Mails gern persönlich, wenn ich dazu komme.

Freu mich, wenn es Euch allen gut geht und Ihr den Sommer geniessen könnt. Es ist ja wirklich unglaublich warm - auf jeden Fall hier in Polen. Gestern hatte ich das erste Mal seit meiner Abreise aus der Nähe von Berlin Regen und ich habe es sogar genossen.
Zwischendurch suche ich immer mal einen Campingplatz auf um wieder zu duschen. Doch meist kann man hier gut in den Seen baden, was ich z.T auch schon bis zu 3 Mal pro Tag gemacht habe in verschiedenen Seen. Hier in den Masuren hat es ja genug Seen - leider auch manchmal etwas viel Mücken und Fliegen. Doch daran habe ich mich schon etwas gewöhnt ...

Ein Mal hatte ich schon einenen Fast-Unfall. Ich wurde vermutlich von einem angetrunkenen Autofahrer übersehen und er machte wegen mir eine Vollbremsung. Ich habe überlebt und er ja auch.
Soweit so gut.
Ich werde versuchen in Litauen oder so mal wieder ein Internetcafe aufzutreiben oder mich sonst wieder aus Polen melden...
Ich bin übrigens immer sehr froh um SMS von Euch. So höre ich immer etwas wie es Euch geht.
Allerdings gab es scheinbar zwischendurch doch irgendwelche SMS, die nicht angekommen sind. Ich versuche SMS möglichst bald zu beantworten.
Ein Mal pro Tag schalte ich auf jeden Fall das Handy ein. Mit der solaren Nachladung klappt es recht gut.
OK, ich wünsche Euch weiter alles Gute und seid alle ganz lieb gegrüsst!!!!
Ich denke viel an Euch und hoffe Ihr habt auch alle so einen tollen Sommer. übrigens habe ich heute ca. 2700 km überschritten ... es geht also etwas voran.
So, jetzt aber genug für heute!

3. Juli 2006

Inzwischen war ich in Litauen, bin dort zur Küste, dort entlang nach Klaipeda, Kurische Nehrung und weiter nach Lettland. Dort quer durchs Land nach Riga. Dort erfolglos versucht das Visum für Kaliningrad zu bekommen.

Ein kleinen geographischen Abstecher: Kaliningrad ist auf dem Landweg nur über Polen oder Litauen erreichbar bzw. liegt an der Ostsee - also auch darüber erreichbar, gehört zu Russland, geniesst aber durch seine besondere Lage und das Abgetrenntsein von Russland einen Sonderstatus.

In Riga habe ich mich noch mit jemanden vom www.hospitalityclub.org getroffen und auch noch die amtierende oder ehemalige Weltmeisterin im Dreisprung oder Weitsprung kennengelernt (leider ist mein Englisch etwas zu schlecht um es genau sagen zu können). Ihre Eltern kommen ursprünglich aus Weissrussland, doch sie lebt in Riga (in Lettland leben ca. 40 % Russen, während in Riga es ca. 50% sind). Sie ist eine sehr interessante, nette, junge Frau!

Dann ging es auf den kürzesten Weg wieder zurück nach Litauen > Vilnius. Das waren etwas über 300 km, davon mehr als 100 km Autobahn in 3 Tagen. In den Baltischen Staaten kann man als Velofahrer (Radfahrer) auf der Autobahn fahren, dort gibt es sogar Bushaltestellen ...

Ebenfalls speziell in den Baltischen Staaten fand ich die Fliegen. Es gibt hier neben "herkömmlichen" Fliegen auch solche, die etwa 5 Mal so gross sind und die durch die Haut beissen, bis Blut kommt, was sie dann trinken wollen. Ich habe schon einen Biss auf dem Rücken und 2 an den Beinen hinter mir... damit setzte ich diese Insektenart auf meine Abschussliste. Eigentlich möchte ich keine Tiere töten, doch mich blutig beissen zu lassen, war mir dann doch ein wenig zu viel. Warum ich nicht weiter nach Estland fuhr, liegt einerseits an diesen und anderen Insekten, die gen Norden immer mehr wurden und anderseits daran, dass meine Chancen in Talinin das Visum für Russland zu bekommen nicht gerade grösser wurden.

Nun war ich heute in Vilnius (wo "nur" etwa 20 % Russen leben) bei der Botschaft bzw. einer Visa-Agentur in der Nähe und bekam überraschend doch ein Visum für Kaliningrad.

Das ist mein erstes Visum auf dieser Reise bzw überhaupt in meinem Leben! :-)))) So werde ich morgen Vilnius verlassen und dann übermorgen oder spätestens am Donnerstag (6. Juli 2006) Kaliningrad zu erreichen.

10. Juli 2006

Gerade habe ich einmal versucht meine Aufzeichnungen zu entziffern und bin dabei auf ein paar Zahlen gestossen:

Mitte Mai in der Tschechei habe ich beim Bergauffahren nie mehr als 8 Höhenmeter pro Minute geschafft. Beim Bergabfahren habe ich es auf bis zu 71 Höhenmeter pro Minute bei bis zu 55 km/h geschafft (war ja alles vorher erarbeitet). Die Höhenmeter bergauf habe ich nur einmal übertroffen: da waren es 22 Höhenmeter pro Minute nach oben > das war allerdings in Berlin im Lift auf dem Weg zur Wohnung meiner Schwester.

Als ich Lindow/Mark verliess hatte ich ca. 53 kg Gepäck bei mir + bis zu 5 Liter Flüssigkeit/Getränke + ein flexibles Gewicht an Lebensmitteln (meist 1 - 2 kg).

Inzwischen dürfte das Gepäck auf 51 - 52 kg geschrumpft sein. Bei km 3909 hatte ich meinen ersten Platten. Das war zwischen Vilnius und Kaunas. Ich denke mal, dass das noch nicht mein letzter Plattfuss war.

Was ich beim letzten Mail aus Vilnius vergessen hatte, war die Begegnung mit einem etwas älteren Tourenradler aus Norddeutschland, der sehr fit war und 2 Tourenradlerinnen aus Bäch vom Zürichsee. Die beiden jungen Fraün sind Geschwister und seit einem halben Jahr via Tallinn, St. Petersburg, Moskau , Mongolei auf dem Weg nach Peking. Alle 3 sind sehr fit und so konnte ich manchmal kaum mithalten.

Auf ihrer Webseite stellen die Schwestern leider nicht ihre Reise, sondern nur ihre Arbeit vor. Die etwa 3tägige Tour zu viert war auf jeden Fall eine schöne Zeit und tolle Begegnung für mich.

Besonders in Polen und Litauen fiel mir auf, dass besonders die LKWs sehr vorsichtig überholen. In den Städten und in Lettland machte ich da etwas andere Erfahrungen. Um Kaliningrad herum überholten die LKWs ebenfalls vorsichtig, solange die Strassen einigermassen gut waren. Wurden die Strassen schlechter, standen das eigene Vorwärtskommen und das Wohlbefinden des eigenen Fahrzeugs im Vordergrund.

Ich bin als Greenhorn in Kaliningrad eingefahren und habe mich dann nur langsam an das Chaos gewöhnt: überall lag Kehricht (Müll) herum - an den Strassenrändern, auf den Parkplätzen, in den Wäldern, vor den Geschäften, auf den Feldern - einfach überall. Das empfand ich als sehr störend, ebenso die schmutzige Luft. Ich hatte das Gefühl, dass ich dort in 2 Tagen meine letzten 3 Nichtraucherjahre wieder aufhole.

In Sovetsk (von Litauen aus) radelte ich am Abend ein. Da man sich registrieren lassen muss, wenn man übernachtet, zog ich ein Hotel vor. In einer kleinen Seitenstrasse fragte ich dann 3 Jugendliche nach einem Hotel. Die wollten erst einmal 5 Euro haben. Mir war nicht klar ob das eine Art Schutzgeld, eine Bettelei oder das Entgelt für die Dienstleistung (Weg zeigen) sein sollte. Also "verstand" ich plötzlich gar nichts mehr - so als offensichtliches Greenhorn kann man das ja. Es stellte sich aber dann die letzte Variante heraus und so zog ich es vor, allein auf die Suche zu gehen. Die Strassen waren noch voll mit Menschen (es war nach 22.00 Uhr dortiger Zeit). Ständig wurde ich angestarrt. Ich verstand langsam, dass es hier wirklich keine Velofahrer gibt.
Irgendwann fand ich dann auch ein Hotel und konnte beruhigt schlafen gehen.

Am kommenden Tag dann ging es die ca. 100 km weiter nach Kaliningrad. Auf den Strassen in den Dörfern wurde ich wieder überall angestarrt und manche versuchten auch ein Gespräch mit mir. Doch meine mangelnden Russischkenntnisse liessen leider keine Gespräche zu. Ich konnte wenigstens einigermassen die Strassenbeschilderung lesen (alles auf Kyrillisch) und mit meiner polnischen Karte (alles in lateinischer Schrift) gut bis Kaliningrad kommen. Einige Male waren Kühe am Strassenrand oder gar auf der Strasse. Sie waren weder angekettet, noch waren irgendwelche Zäune zwischen Strasse und Kühe.

Endlich in Kaliningrad angekommen suchte ich 1. vergeblich nach einen Touristbüro und 2. vergeblich nach einer Ausschilderung zum Flughafen oder sonst irgendwo hin. Ich wusste, dass das Hotel, das ich schon in Vilnius per Internet gebucht hatte in Richtung Flughafen liegen müsste. Flughafen auf Russisch konnte ich wenigstens und so dachte ich, dass ich das schon irgendwie finden würde. Doch die Menschen schickten mich von einer Richtung in die andere und wieder zurück. Nach über 2 1/2 Stunden und über 40 gefahrenen Kilometern in Kaliningrad gab ich auf und setzte mich in einen Park auf eine Bank. Dort kam dann ein stark alkoholisierter Mann, der dann seinen Freund holte (etwas weniger alkoholisiert) und der dann wiederum eine Frau holte, die mich zu einem Hotel brachte und dort gab man mir eine genaü Wegbeschreibung mit Karte dazu. So fand ich doch noch wenigstens das Hotel. Mit der Reservierung hatte dann auch nicht geklappt, aber sie hatten noch ein Zimmer frei und so war alles kein Problem. Was ich am meisten in Russland schätzen gelernt habe war die Hilfsbereitschaft der Menschen und wenn gar nichts mehr weiter geht, dass kommt doch von irgendwoher Hilfe...

Zum Schluss noch kurz etwas zu meinen bisherigen Grenzübertritten: Schweiz > Deutschland > Tschechei > Deutschland > Polen > Litauen > Lettland > Litauen > Russland > Polen: Bis auf die letzten 2 verlief alles sehr schnell und reibungslos und eigentlich ohne Kontrolle: Pass zeigen und schon war ich durch.
Bei der Einreise nach Russland bestand ich auf eine Devisendeklaration. Wenn man bestimmte Geldbeträge ausführen möchte und nicht nachweisen kann, dass man diese Menge auch eingeführt hat, so kann sie beschlagnahmt werden. Also schien mir die Devisendeklaration wichtig.

Durch die Grenze selbst war ich aber sehr schnell. Das Klarmachen, dass ich eine Devisenerklärung ausfüllen möchte, daürte an der Grenze von Litauen zu Russland allerdings sehr lange, da niemand verstand was ich denn eigentlich wollte. Schliesslich holten sie einen etwas höhergestellten Grenzbeamten, der dann doch englisch sprach und so half mir letztendlich noch jemand dabei und ich hatte was ich wollte.

Bei der Ausreise Richtung Polen war es wieder nicht üblich, dass dort ein Velofahrer reist. Alle zeigten grosses Interesse für das Velo und meine Reise. Wir hatten alle unseren Plausch (Spass) und da ich nicht nach Geld gefragt wurde, liess ich meine Devisenerklärung, auf die ich so sehr bei Einreise bestanden hatte, unten in meiner Tasche bei meinem zweiten Pass und kam auch ohne Gepäckkontrolle über die Grenze.

OK, es gibt sicher noch viel mehr was ich so erlebt habe und was mich so beschäftigt... Doch genug für heute!

Euch allen eine schone Zeit und bis zum nächsten Mal!
Lasst mal wieder etwas von Euch hören.
Liebe Grüsse (momentan) aus Polen!

26. Juli 2006

Von Olsztyn (Hauptstadt der Masuren) fuhr ich weiter nach Warschau. Wenn man nicht alle Velo-Fahrverbotsschilder so genau nimmt, kommt man gut nach Warschau hinein. Dort hat es auch genügend gute Campingplätze in der Stadt (mindestens 5). Warschau ist eine wunderschöne alte Stadt, in der ich auch wieder viele freundliche Menschen traf. Von dort ging es weiter Richtung Südosten, anfangs der Wisla entlang, später dann nach Lublin und weiter nach Chelm (mein letzter grösserer Ort in Polen). Von dort ging es weiter über die Grenze nach Kowel, Sarny, Olewsk, Korosten nach Kiev. Ich verwende mal die allgemein wahrscheinlich bekannteste Schreibweise von Kiev, es gibt ca. 6 verschiedene Schreibweisen. Bisher begegneten mir: Kjiv, Kyjiv, Kiiv und eben Kiev. Die Strecke von Korosten nach Kiev ist wegen Bauarbeiten gesperrt, lässt sich aber z.T. sehr gut befahren (mit sämtlichen Fahrzeugen) und als Velofahrer kommt man komplett durch. Den Umweg von mindestens einer Tagesstrecke konnte ich mir so sparen. Ansonsten sind die Strassen in der Ukraine gut befahrbar, die LKW's überholen vorsichtig und man sieht sehr viele Pferdewagen auch auf dem Hauptstrassen hier.

Immer wieder traf ich nette hilfsbereite Menschen unterwegs ... die Verkäuferinnen, die mir die kühlsten Getränke aussuchte oder das frischeste Brot, Strassenarbeiter, die sich mit mir unterhielten und eine Pause einlegten, wenn ich vorbei kam, im Youth Hostel in Chelm der Geologiestudent Kamil, der von seiner Arbeit dort berichtete und mit dem ich bis spät in die Nacht hinein philosophierte. Neben all diesen Begegnungen, gab es auch noch ganz spezielle für mich. An der Grenze kam ich mit einigen Leuten ins Gespräch, auch mit einem deutsch sprechenden Paar, die sich sehr für meine Reise interesierte. Einige Kilometer nach der Grenze traf ich sie wieder und Frau Ljabov Negatina vom Deutsch-Ukrainischen Netzwerk gab mir ihre Visitenkarte und sagte, dass ich mich jederzeit an sie wenden kann, wenn ich irgendwelche Probleme hätte. Das fand ich ein ganz tolles Angebot, hoffe aber, dass ich es nicht nutzen muss.

Noch am gleichen Tag etwas später hielt wieder ein Auto mit deutschem Nummernschild. Es war Vladislav Movchan aus Düsseldorf, stammte aber ursprünglich aus Kowel. Er ist Musiker und lebt mit seiner Frau in Deutschland und hat 2 kleine Kinder. Er ist ebenfalls begeisterter Velofahrer und Wanderer. Er lud mich spontan zu einer Uebernachtung in Kowel in der Wohnung seiner Mutter ein, zu der er gerade fuhr. Das war ein grossartiges Angebot und ich sagte sofort sehr erfreut zu. Wir sprachen viel zusammen bis sehr spät am Abend. Am nächsten Tag zog ich mit frisch gewaschener Wäsche und gut gestärkt mit traditionellem ukrainischem Essen weiter. Er gab mir auch noch gutes Kartenmaterial im Masstab 1 : 200 000 von den Oblasten (frei übersetzt für CH: Kanton, für D: Bundesland, für DDRisch: Bezirk), die ich auf meiner Tour durchfahren würde. Bis jetzt haben mir diese Karten gute Dienste geleistet. Die ersten Kilometer begleitete mich Vladislav mit seinem Velo, dann machten wir noch ein kleines Fotoshooting, dann zog ich zog allein weiter.

In Korosten traf ich Juri aus Riga mit seinem Motorrad. Er lud mich spontan zu einen Getränk auf der Strasse ein und wir unterhielten uns eine zeitlang und werden uns möglicherweise noch hier in Kiev treffen. Die nächste spezielle Begegnung hatte ich in Kiev. Ich als westeuropäisches Greenhorn war der Meinung, dass es in einer Metropole wie Kiev eine Touristeninformation gibt, in der ich nach Youth Hostels fragen könnte. Es gibt weder eine TI noch YH. Wenn man etwas sucht, kann man sich ja durchfragen, wozu braucht es dann noch eine TI?

Etwas resigniert zog ich mit meinem Velo einen der grössten Prospekte (grosse breite Strasse) im Zentrum entlang auf der Suche nach irgendeinem Hotel. Da kam ein Mann auf mich zu und sprach mich auf englisch an. Es war Michael Whitlock aus Kiev. Er stammt aus England, lebt aber seit über 9 Jahren hier in Kiev. Er ist freischaffender Photograph und Lebenskünstler. Als erstes machte er gleich sehr professionell ein paar Photos von mir auf dem Prospekt. Da er Profi ist und man das bei seiner Arbeit auch sieht, lenkten wir noch mehr Aufmerksamkeit auf uns und die Leute blieben manchmal stehen oder drehten sich lange nach uns um. Er half mir dann auch ein günstiges Hotel zu finden und zeigte mir spontan ein wenig die Stadt. Heute wollen wir uns wieder treffen.

In Polen schlief ich wild im Wald oder auf Campingplätzen, einmal in einem Youth Hostel in Chelm. Hier in der Ukraine fand ich bis jetzt noch keinen Campingplatz und beim wild Campen sollte an besser nicht gesehen werden. So übernachtete ich auch einige Male schon in einem Hotel oder Motel. Von einfacher "Absteige" für 50 Griwna (ca. 10 Dollar) bis luxuriös für 200 Griwna fand ich einiges. So geht für mich hier mehr Geld durch als geplant. Und damit komme ich auch schon zum nächsten Thema. Eigentlich wollte ich nichts über Markennamen schreiben; ich habe ja auch noch keine Sponsoren, doch vielleicht klappt es ja später damit...

Der Gepäckträger von Tubus brach mir in Warschau. Ich konnte ihn dort gleich schweissen lassen. Der Lowrider (vorderer Gepäckträger) auch von Tubus brach in Sarny; auch den konnte ich gleich vor Ort problemlos schweissen lassen. Diese Gepäckträger sehen stabil aus, sind jedoch aus relativ dünnen Rohren gebaut. Ich würde sie eher für kleinere Touren mit weniger Gepäck und besseren Strassen empfehlen. Das waren allerdings auch schon alle Probleme, die ich bis jetzt hatte. Die Bereifung von Schwalbe Marathon XR hatten bis auf den Metallsplitter in Litauen noch keine weiteren Pannen und ich habe jetzt bereits meine 5745 Kilometer gefahren seit Bern!

Das Zelt von Hilleberg, das Namatj 3 GT liegt vom Gewicht sicher im oberen Bereich, doch es lässt sich sehr schnell aufstellen und wieder einpacken und in der Apside (Vorraum) hat es genug Platz für mein Velo incl. Gepäck. Das rechtfertigt für mich wiederum das Gewicht.

Inzwischen wurde ich auch schon einige Male photographiert ... nicht nur von Vladislav und Michael. Auf einem Campingplatz in Warschau und einmal aus einem langsam vorbeifahrenden Auto heraus von jeweils einem ca. 16 jährigen Mädel. Vielleicht werde ich ja noch Teenie-Star ;-))))

An der polnisch-ukrainischen Grenze verlief alles recht schnell und unproblematisch. Ich fuhr an den Autos vorbei ganz nach vorn und innert ca. 10 Minuten hatte ich die polnische Seite passiert. An der ukrainischen musste ich unbedingt meinen genaün Aufenthaltsort angeben (so schreibt es das auswärtige Amt). Als ich meine Adresse aus Kiev nicht gleich fand, genügte dem Beamten "Kiev Hotel". Bald war ich dort von ca. 10 Beamten umringt, die sehr interessiert waren und mir teilweise von der Reise abrieten, da es zu gefährlich sei in der Ukraine. Ich zeigte ihnen mein Visum und Stempel von Kaliningrad und so liessen sie mich ohne Gepäckkontrolle passieren. Auch diese Grenze hatte ich nach ca. 10 - 15 min. passiert.

Vor und in der Ukraine wurde ich immer wieder gewarnt, dass es hier gefährlich sei. Ich bin froh, wenn man mich warnt und nichts beschönigt. Ich denke auch, dass diese Warnungen durchaus ihre Berechtigungen haben. Noch mehr froh bin ich natürlich über die vielen positiven Begegnungen hier. Diese Begegnungen machen das Reisen hier sehr angenehm!

OK, soviel zu meiner Reise bisher ... Ich wünsche Euch allen eine gute Zeit weiter einen schönen Sommer und freue mich wie üblich sehr über Nachricht von Euch!

1. September 2006

In Kiev war gerade eine friedliche Revolution und viele Parteien warben auf der Strasse und in Parks mit Plakaten etc. So kam ich auch mit einer Frau ins Gespräch, die für eine Partei arbeitet und deutsch sprach. Später erfuhr ich, dass sie ein wenig deutsch gelernt hat, als sie als entführte Zwangsprostituierte 3 Jahre in Berlin lebte.

Die Tage in Kiev verbrachte ich meist mit Michael und seinem Freund Brad, einem Amerikaner, der seit über 15 Jahren im Süden der Ukraine lebt. So sah ich viele interessante Orte und Plätze in Kiev und lernte auch einen Deutschen aus Chemnitz kennen, der seit ca. 10 Jahren hier lebt und mehrere deutsche Bars betreibt und hier scheinbar stadtbekannt ist.
Vermutlich werde ich nun durch die Fotos von Michael auch im Kiever "What's on" (einem lokalen Journal) erscheinen.

Nach ein paar schönen Tagen in Kiev war ich trotzdem wieder froh, auf Tour zu sein. Ich zog weiter möglichst am Fluss Dnjepr entlang gen Süden. Auf dem Weg zur Krim hatte ich immer wieder sehr nette Begegnungen und es wurden manchmal spontan Fotos gemacht mit irgendwelchen Leuten, meinem Velo und mir. Manchmal erhielt ich ein kleines Geschenk (Bonbon, Feuerzeug...) oder einfach eine spontane Einladung zum Tee.

An einem Abend auf meiner letzten geplanten Pause vor der Schlafplatzsuche hielt ich in einem kleinen Dorf. Ein Mann sprach etwas englisch und lud mich ein in "seiner" Elektrizitätsstation (seinem Arbeitsplatz) zu übernachten. So verbrachte ich eine Nacht eingeschlossen hinter Stacheldraht völlig sicher in einer kleinen Baracke auf einer Pritsche. Am nächsten Tag gab es dann noch ein reichliches Zmorge (Frühstück) und so machte ich mich gut erholt und gestärkt wieder auf den Weg.

Ein paar Tage später in Nikopol (einer mittelgrossen Stadt am Fluss Dnjepr) hatte ich dann den dritten Gepäckträgerbruch und lernte Alex kennen, der etwas englisch sprach. Er half mir bei der Hotelsuche, am nächsten Tag war ich bei ihm zum Mittagessen eingeladen und dann half er mir jemanden zu finden, der meinen Gepäckträger schweisste. Der Mann, der ihn schweisste, weigerte sich Geld zu nehmen und ich kenne nicht einmal seinen Namen... einfach so.

Weiter gen Süden traf ich an den Strassenrändern überall Stände, an denen Melonen, Tomaten, Zwiebeln, Peperoni, Fisch und anderes verkauft wurden. Einmal kaufte ich eine Wassermelone und ass sie mit den Leuten dort zusammen. Wir unterhielten uns und es waren richtige Krimtataren, wie mir bestätigt wurde. Sie gaben mir dann noch Tomaten, Zwiebeln und Peperoni mit auf den Weg. So erreichte ich die ganz im Süden am Schwarzen Meer liegende Autonome Republik und Insel Krim, auf der auch das Krim-Gebirge liegt.
ein Bildnis des Krimgebirges

Ich durchquerte die Krim auf der südlichen Strasse von Ost nach West. So traf ich die Kathy (Katja), die 18jährige Designstudentin aus Kiev, die wollte, dass ich mit nach Kiev komme. Mit ihrem Vater verstand ich mich auch sehr gut und wir gingen zusammen wandern. So kamen Kathy und ich uns sehr nahe, doch die Reise abbrechen wollte ich noch nicht und fuhr so lieber 2 Tage später weiter.

In Yalta (oder auch Jalta) traf ich auf Juri aus Minsk (Weissrussland), der mir spontan und unbefristet Unterkunft anbot. Er wohnte dort sehr bescheiden, aber das fand ich doch sehr gastfreundlich.

Mit Juri und Bekannten von ihm wanderten wir an der Küste östlich von Jalta entlang und gingen dort auch baden. Später am Abend stiegen wir über einen Zaun um uns den Eintritt für den botanischen Garten zu sparen. Dort lernte ich noch 2 Velofahrer aus Moskau kennen, die auf einer Krim-Tour waren. Ein paar Tage später hatte ich die Möglichkeit, bei Andrej (einem Freund von Vladislav aus Düsseldorf/Kovel) und seiner Familie in Siemiz zu übernachten. Andrej weigerte sich etwas für die übernachtungen anzunehmen und obendrein erhielt ich von seiner Tochter und Schwiegersohn aus Moskau noch die Einladung einmal nach Moskau zu kommen. So viel Gastfreundschaft wie hier in der Ukraine ist mir sonst nirgends begegnet!

Ich hatte noch viele weitere nette Begegnungen hier in der Ukraine und auf der Krim. Die Krim zeigte sich mir als sehr schönes Reiseziel, das von Deutschen wenig und Schweizern fast gar noch nicht entdeckt ist. So traf ich die ersten Schweizer in der Ukraine hier in Odessa auf dem Campingplatz.

Auf der Krim traf ich viele Velotourenfahrer aus der Ukraine und Russland. Aus anderen Ländern traf ich keine Velofahrer.

Nachdem ich nun ca. 6 Wochen und über 2'500 km durch die Ukraine getourt bin, bin ich sicher noch kein Spezialist, habe aber doch viel gesehen und erlebt und kann bestimmt so manchen Tipp geben.

Im Süden der Ukraine gibt es einfachere Hotels zum Teil schon ab 30 Griwna bis ca. 80 Griwna - und natürlich auch teurere. Gerade auf der Krim gibt es viele wilde Campingplätze (also gratis und ohne Komfort) bis hin zur Luxusvariante: in Jalta soll es lt. Aussagen Einheimischer 50 Dollar (!!!) pro Nacht kosten. Die Plätze, auf denen ich war, kosteten zwischen 5 - 25 Griwna.

Für mich als Ostdeutscher war es ein grosser Vorteil, die kyrillische Schrift lesen zu können und wenigstens ein paar russische Worte noch nicht vergessen zu haben (so z.B. die Zahlen). Aber es ist auch möglich ganz ohne Sprachkenntnisse die Ukraine zu bereisen. Ich hatte von meiner Schwester Ulrike in Berlin ein "Ohne-Wörter-Buch" von Langenscheidt dabei. Das half mir oft z.B. bei Bestellungen im Restaurant aber auch so bei Gesprächen.

Als Reiseland würde ich die Ukraine und auch speziell die Krim sehr empfehlen. Man braucht die normalen Sicherheitsvorkehrungen, die man auch zu Hause oder sonst in den Ferien trifft. Wenn man mal 10 oder 20 Griwna der Polizei überlassen muss (als Velofahrer reist man allerdings ganz ohne Strafgebühren), so kauft man sich eine kleine Galiamelone für 1,50 Griwna und weiss, dass man immer noch einen Gewinn macht.

Ich traf hier auf Menschen verschiedener Religionen (Orthodox, Zeugen Jehovas...) wurde aber von allen gut akzeptiert und es fand oftmals ein interessanter Meinungsaustausch statt (das ist auch ein wenig mein Ziel dieser Reise). Sicher gibt es in jeder Religion auch Extremisten, doch eigentlich sollten sich Religionen eher offen gegenüber stehen.

Inzwischen habe ich nun über 7'800 km seit meinen Start vor über 4 Monaten in Bern hinter mir (und bin immer noch in Europa :-))).

Wie meine Reise weiter geht, weiss ich heute noch nicht. Mehrfach wurde mir bestätigt, dass eine Reise südlich um Moldavien herum durchs Donaudelta (so hatte ich es geplant) nicht möglich sei. Für Moldavien bräuchte ich ein Visum, das ich aber nicht an der Grenze bekommen könne. Auf einer meiner Karten ist eine Fähre eingezeichnet von Odessa nach Constanta in Rumänien, die scheinbar seit 2000 nicht mehr verkehrt.

Seit 2 Tagen ist es auch hier etwas herbstlich, so dass es mich nun relativ schnell gen Süden weiter zieht.

Und zum Schluss noch eine kurze Geschichte zum Thema Polizei:
Normalerweise hat man als Velofahrer mit der Polizei nichts weiter zu tun und wird in Ruhe gelassen.

Die Krim ist ja eine autonome Republik und gehört zur Ukraine. Da es dort keine richtigen Kontrollen gibt, hat man wenigstens auf der Strasse eine weisse Linie gezogen, an der man anhalten muss und kurz schauen sollte, um dann wieder weiter zu fahren. Der Autofahrer vor mir tat das auch. Da es aber dort nichts weiter zu sehen gab ausser rechts und links der Strasse je einen Polizisten, überfuhr ich diese Linie ohne anzuhalten.

Sie pfiffen mich sofort zum Anhalten und zeigten auf diese Linie. Ich hielt, lächelte und rief "Da, da, Odessa" (da ist russisch und heisst ja) und zeigte mit meiner Hand die Strasse entlang in die Richtung in der ich fuhr. Scheinbar überzeugte dies die Polizei und sie winkten mich weiter.
Nochmal Glück gehabt so als Velofahrer ...

4. Oktober 2006

Es ist schon wieder ca. 1 Monat vergangen seit dem letzten Mail aus Odessa.

In Odessa auf dem Campingplatz blieb ich ein paar Tage und traf dort 2 junge Männer - mehr oder weniger - aus Oesterreich. Einer ist Drehbuchautor und Spezialist für Osteuropa. Der andere ist Kameramann und Regisseur. Wir hatten sehr interessante Gespräche und ich erhielt sehr viele Informationen über viele Länder (Ukraine, Rumänien, Moldavien...) und wissenswertes zu möglichen Grenzübertritten. Obwohl nach den Informationen, die ich inzwischen von mehreren Reisenden hatte, ein Grenzübertritt von der Ukraine nach Rumänien südlich um Moldavien herum immer unwahrscheinlicher wurde, machte ich mich trotzdem auf den Weg zum Donaudelta. Auf den Weg dorthin wurden mir einmal sogar 4 Melonen von einem Bauern geschenkt, da er meine Leistung doch schon recht beachtlich fand. Einmal bekam ich von jungen Männern eine sehr günstige Uebernachtungsmöglichkeit (fast gratis)!

Ab Odessa wurde es deutlich herbstlicher mit Regentagen, Wind und kühleren Temperaturen. Egal in welche Richtung ich fuhr, der Wind entschied sich mir immer von vorn zu wehen. So kämpfte ich in dieser flachen Gegend fast ausschliesslich gegen Wind.

Im Donaudelta traf ich dann auf das erste Touristeninformationsbüro in der Ukraine. Ich fuhr zuerst zum westlichen Teil des Deltas. Dort befindet sich auch die mit ungefähr 250jährigen Bestehen jüngste Landfläche Europas. Die Donau bringt Material aus dem Landesinneren und lässt das Delta so weiter wachsen.

In den Städten auf der ukrainischen Seite traf ich fast ausschliesslich auf Betonplattenwege von sehr schlechter Qualität (als DDR-Bürger kann man sich sicher noch an die Autobahnen erinnern ;-)) Das bedeutete für mein Fahrrad und meine Gepäckträger und Lowrider eine zusätzliche Belastung.

Diese Gegend ist sehr ruhig und man fühlt sich manchmal wie am Ende der Welt.

Ich fuhr die Strasse entlang der Grenze und der Donau ins Landesinnere Richtung Moldavien und versuchte bei jeder Möglichkeit einen Weg nach Rumänien, d.h. über die Donau zu finden. In jeder Stadt verwies man mich an die nächste Stadt und auch kein Fischer wollte mich hinüber bringen. Die Informationen waren jedes Mal anders.

In Reni schliesslich (der letzte Stadt vor der moldavischen Grenze) gab es noch 4 Möglichkeiten:

  1. Zurückfahren nach Kiev und dort hoffen, das Visum für Moldavien zu bekommen.
  2. Um Moldavien herumzufahren und die Grenze nördlich von Moldavien überschreiten.
  3. Auf einer Fähre einchecken direkt von der Ukraine nach Rumänien für ca 300 - 400 Dollar.
  4. Mit einem Donauschlepper die Donau hinauf nach Bulgarien fahren für ca 50 Euro.
Ich entschied mich aus Zeit- und Kostengründen für die letzte Variante. So sass ich bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h gegen die Strömung (wir kamen auf 6 - 7 km/h im Vergleich zum Ufer) 3 Tage mit 6 Mann Crew und 6 Passagieren auf dem Schlepper. Dort traf ich Adrian, einen Töfffahrer (Motorradfahrer) aus der Schweiz. Wir wurden ein "Gespann" und unterhielten uns viel in dieser Zeit.

In der Grenzstadt Ruse angekommen war ich ungefähr innert 1/2 Stunde von Bulgarien nach Rumänien gewechselt und fuhr so weiter gen Bukarest.
An einer kleinen Nebenstrasse kurz nach der Grenze schmöckte (roch) ich und kurz darauf entdeckte ich auch Hanfpflanzen am Strassenrand.

Nach ein paar Kilometern kam ich dann auf die Hauptstrasse. Sie endete jedoch bald für mich mit einem Veloverbotsschild. Leider eines der wenigen an die ich mich wirklich hielt. So nahm ich einen Umweg vonmindestens 30km in Kauf. Dann wurde nach und nach die Strasse immer schlechter mit z.T. riesigen Schlaglöchern. So wurde ich immer langsamer.

Südlich von Bukarest waren dann die Dörfer aneinander "gewachsen" und es gab keine Möglichkeit mehr wild zu campen; andere Uebernachtungsmöglichkeit wurden aber auch nicht angeboten. So fuhr ich zu Beginn der Dunkelheit in ein Quartier, das durch Müllhalden von den Dörfern abgetrennt war. Dort standen so eine Art Schlösser von Zigeunern. Das waren wahre Prachtbauten mit sehr speziellen Dächern. Diese wurden meist von Hunden bemacht. 2 Mal bissen sich je 2 Hunde in meinen Gepäcktaschen fest und brachten mich so zum Stoppen. Dann stand ich von 3-4 Hunden umringt und wurde angebellt. Diese Hunde brachten ca die Hälfte meines Gewichts auf die Waage. Nach Rufen von herumlaufenden Menschen liessen mich dann die Hunde jeweils wieder weiter ziehen.

Es standen auch an den Strassenrändern viele Zigeuner in Gruppen und viele Feuer brannten am Strassenrand. Einmal wurde ich von 7 - 10 Zigeunern umringt, die (vermutlich wegen der Dunkelheit) mein Gepäck statt mit dem Augen mit den Händen betrachteten. Es fehlte aber wohl nichts danach. Zum Abschluss holte ich noch einmal richtig gut Schwung, um möglichst schnell aus dieser Situation heraus zu kommen. Da kam ein Junge auf mich zu und schlug mit einer hölzernen oder metallenen Stange in meine Richtung. Ich schrie ihn an und wich gleichzeitig aus. Ca 1 -2 km weiter war dann alles vorbei. Ich hatte das erste Mal auf meiner Tour wirklich Angst und wusste nicht, wie es weiter gehen sollte.

Die Folge war, dass ich die kommenden 3 Nächte je eine im Hotel, Motel und privater Unterkunft übernachtete. Dannach wagte ich mich wieder ans Campen und auch ans wild Campen.

Von Bukarest fuhr ich nach Nordwesten Richtung Draculaburg. Diese liegt inmitten einer kleinen Stadt und ist ein klassischer Touristentummelplatz. So fuhr ich schon nach einem Photo dort wieder weiter nach Brasov. Auf dem Weg von Bukarest fort hielt mich einmal die Polizei an und sagte dass "es international sei", dass ich auf dem Gehweg fahren sollte und nicht auf der Fahrbahn. Meiner Verärgerung über die unsichere Strasse südlich von Bucarest sass mir noch in den Knochen. Ich sagte ihnen, dass ein internationaler Veloweg sicher nicht alle 50 - 100 Meter einen Absatz habe (wegen Ausfahrten von den Grundstücken), die man mit Gepäck nicht befahren könnte. Sie verstanden, dass es mir ernst war und sagten, dass ich aber dann wenigstens vorsichtig fahren sollte, da die Strasse (oder vielmehr der Fahrstil der dortigen Auto- und Lastwagenfahrer) gefährlich sei.

In Rumänien traf ich dann auf deutlich mehr Pferdewagen als in der Ukraine. Diese Pferdewagen gehörten Bauern und Zigeunern. Meine Begegnungen in ca. 10 Tagen Rumänien waren sehr unterschiedlich. Die meisten waren wieder sehr nett und freundlich, auch die Zigeuner waren oft sehr offen für Kontakte. Doch durch die bereits beschriebenen Erfahrungen und andere weniger nette Begegnungen wurde Rumänien für mich eines der negativen Reiseläder auf meiner bisherigen Tour. Doch das sind meine persönlichen Eindrücke und sicher sollte man sich selbst ein Bild machen. In Rumänien fielen mir die kunstvollen Dächer auf, die alle ein architektonisches Meisterwerk zu sein schien. Auch die Landschaft dort ist sehr abwechslungsreich und interessant. So trifft man südlich von Brasov auf Landschaften, die an die Schweiz erinnern. In den letzten Tagen in Rumänien traf ich dann nochmals Adrian, den Schweizer Töfffahrer vom Donauschlepper. Er hatte seine speziellen Erfahrungen in Rumänien gemacht und schnell nette Bekanntschaften geschlossen.

Auf meinem letzten Camping in Rumänien bei Constante am Meer wurden mir von 2 Frauen und 2 Männern, die scheinbar ein gut eingespieltes Team waren, 200-300 Dollar sowie 100-200 Euro gestohlen. Einen Tag lang ärgerte mich über meine Leichtsinnigkeit und ich wusste, dass ich das mit mehr Vorsicht hätte verhindern können. Doch wenn ich es versucht hätte zu verhindern wäre vielleicht Gewalt ins Spiel gekommen und das hätte für mich doch deutlich schlimmer ausgehen können. Also sah ich es eher als Glück im Unglück! Mit dem finanziellen Verlust muss und kann ich leben. So zog ich weiter nach Bulgarien.

In Bulgarien hatte ich wieder fast ausnahmslos positive Begegnungen. Man half mir, wenn man konnte und die Menschen dort begegneten mir sehr freundlich.
Ich war leider nur ca 1 Woche dort und fuhr nun der Küste entlang gen Türkei. Relativ weit im Süden, in Sozopol, warteten Sachen auf mich, die ein sehr guter Freund aus der Schweiz durch Bekannte und Verwandte dorthin organisiert hatte.

Die Ausreise aus Bulgarien und Einreise in die Türkei verlief sehr unproblematisch. Dort traf ich Bulgaren, die in der Türkei lebten und mir halfen bei den ganzen Formalitäten.

In der Türkei traf ich dann wieder sehr viele nette hilfsbereite Menschen. Das Supermarktangebot war das Beste seit Polen. Die vielen verschiedenen Gemüse und Obst, Teigwaren etc. waren einfach unvorstellbar. Die Schweizer Supermarktkette Migros ist auch hier stark vertreten.

Inzwischen bin ich seit ein paar Tagen hier in Istanbul und muss 2 Wochen warten wegen meines Visums für den Iran. Ich hoffe sehr, dss es klappt.

2 Mal war ich hier schon in einem Hamam (Türkischen Bad). Ich empfinde es als sehr wohltuend und meine momentanen Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich freuen sich wohl auch etwas darüber.

Hier in der Türkei zahlte ich auch schon etwas "Lehrgeld" für den arabischen Markt. So nahm mir ein Taxifahrer ca den 3fachen Normalpreis ab und das erste Mal im Hamam verhandelte der Masseur während der Massage über seinen "zusätzlichen Lohn".

Nun bin ich nach fast 9700 km am Ende meiner Reise... auf dem europäischen Kontinent!

Nun folgt der asiatische Teil meiner Reise, auf den ich mich schon sehr freue. Das werden sicher nochmal ganz andere spannende Erfahrungen für mich.

Reisebericht vom 4. November 2006

Inzwischen ist schon wieder fast 1 Monat vergangen und ich bin nun seit über 6 Monaten unterwegs. In Istanbul brauchte es etwa 2 Wochen für das iranische Visum. Istanbul finde ich eine sehr interessante und sehenswert Metropole, die soweit ich weiss ca 15 Millionen Einwohner hat. Doch mehr als 2 Wochen dort zu bleiben wurde mir zu lang und ich blieb erst einmal einige Tage dort auf dem Campingplatz. Dort traf ich verschiedene, teilweise sehr interessante Menschen aus den Niederlanden, Deutschland und sogar einen Velofahrer aus Neuseeland, der in vier Monaten von London nach Kairo fuhr. Ein Paar aus den Niederlanden war mit einem umgebauten Spezialfahrzeug nach Südafrika unterwegs und hatte dafür ein Jahr eingeplant.

In Istanbul genoss ich dreimal ein türkisches Dampfbad (Hamam). Meine Verspannungsschmerzen im Schulter- und Nackenbereich, die ich bereits seit Bulgarien hatte und mehr als 10 Tage dauerten, verschwanden langsam wieder. Während der Wartezeit auf das Visum verliess ich Istanbul für ein paar Tage Richtung europäischen Teil. Doch die Tage dort verbrachte ich mit viel Regen und war froh, als ich dann wieder für ein paar Tage nach Istanbul kam um dort das Visum zu holen. Auf der Botschaft wünschte man mir einen netten Aufenthalt im Iran ...

Istanbul velofahrend Richtung Asien zu verlassen, blieb mir jedoch verwehrt. Beide Brücken, die über den Bosporus führen, sind für Velos gesperrt, man kann sie nur per Auto etc. passieren. So verliess ich Europa per Fähre Richtung asiatischen Teil von Istanbul. Dort pedalte ich Richtung Nordosten zum Schwarzen Meer, an dem ich auf meiner Reise schon viel Zeit verbrachte (auf der Krim, in der Ukraine, Rumänien und Bulgarien). Nach ein paar Tagen verabschiedete ich mich vom Schwarzen Meer und fuhr landeinwärts Richtung Ankara. Die erste Nacht in Asien verbrachte ich auf einer Wiese nicht weit von Istanbul wild campend. Das war für mich ein guter Start in Asien. Am 2. Tag überschritt ich dann die 10'000 km auf meiner Reise.

Unterwegs wurde ich manchmal spontan zum Tee eingeladen oder man gab mir Brot für meine Reise, obwohl gerade Ramadan war und man tagsüber weder essen noch trinken sollte. Doch als Velofahrer darf man essen und trinken, zumindest im westlichen Teil der Türkei.

In Ankara wollte ich ursprünglich nach weiteren Visa für die zentralasiatischen Staaten fragen (-stan-Staaten: Usbekistan, Kirgisistan, Turkmenistan etc).

2 Tage vor Ankara begann meine Gangschaltung (Rohloffnabe mit 14 Gängen) Probleme zu machen. So konnte ich bald die obersten 3 Gänge und in der Mitte 3 - 4 Gänge nicht mehr nutzen. Das Velofahren wurde immer schwieriger. Die Rohloffnabe ist - wie auch das Velo - 2 1/2 Jahre alt und ist etwas über 30'000 km gelaufen. So konnte ich auf jeden Fall nicht mehr weiterfahren und musste nach neuen Möglichkeiten suchen. Die günstigste Variante war auch gleich die zeitintensivste (die Rohloffnabe einschicken und reparieren lassen). Um wegen der langen Wartezeiten ein türkisches Visum zu umgehen und da meine technischen Fähigkeiten nicht ausreichen um selbst eine Kettenschaltung zu montieren und hier die Möglichkeiten sehr beschränkt sind, kam letztendlich nur die Variante eines neuen, "etwas günstigeren" Velos aus der Schweiz in Frage. Kurzfristig ist es erst einmal die teuerste Variante, langfristig gesehen würde es aber vielleicht sogar die günstigste Variante werden. So bestellte ich in Bern bei Visionen von Velobern ein Papalagi mit Bruce-Gorden-Gepäckträgern und normaler Kettenschaltung. Das Velo war in wenigen Tagen startklar und ging auf Reise. Es sollte ca 6 Werktage dauern, war aber bereits einen Tag später in Istanbul. Allerdings möchte der türkische Zoll dies als Import behandeln und ich soll eine Einfuhrsteuer zahlen. Darüber bin ich mit dem Zoll gerade noch am Verhandeln und werde deshalb möglicherweise noch kommende Woche nach Istanbul reisen.

Zwischen Istanbul und Ankara hatte ich noch ein paar interessante Begegnungen. So lente ich einen Mann aus Pakistan kennen, der mir gern helfen würde im Iran oder später in Pakistan Sponsoren zu finden.

Später kamen mir auf einer Landstrasse 2 Velofahrer aus der Schweiz entgegen. Es sind 2 Brüder, einer von ihnen tourt bereits seit 3 Jahren von Australien über Neuseeland und lange Zeit in Asien, jetzt auf den Weg gen Heimat. Sein Bruder, der beim Transa (Outdoorgeschäft) in Luzern Teamleiter ist, begleitet ihn in der Türkei von der iranischen Grenze bis nach Istanbul. Für mich war das ein sehr interessantes Treffen... leider hatten wir die entgegengesetzten Richtungen.

Ungefähr 2 Stunden später traf ich einen fast 50jährigen Briten, der seit ca 1 Jahr und 3 Monaten unterwegs ist und oft mit dem einen der beiden Brüder zusammen war, die ich zuvor traf.

Das waren auf meiner bisherigen Tour die Velofahrer mit den längsten Reiseerfahrungen.

Da mein Aufenthalt in Ankara doch länger dauert als ursprünglich geplant, habe ich über den Hospitalityclub Kontakte geknüpft. So übernachtete ich bis jetzt bei Antonia, einer Deutsch-Amerikanerin, die englisch unterrichtet.

Kommende Woche werde ich vermutlich Suna treffen, die bereits eine Mount-Everest-Tour mitgemacht hat und eine begeisterte Velofahrerin ist.

Vor ein paar Tagen lernte ich in einem Restaurant Nur kennen. Sie ist 33jährig und hat gerade ihren Doktor in Medienkommunikation gemacht. Wir trafen uns einige Male und verstehen uns sehr gut. es hat sich in relativ kurzer Zeit eine recht intensive Freundschaft entwickelt.

Momentan ist sehr viel offen wie es weiter geht. So habe ich seit heute das Angebot ab dem kommenden Monat hier in Ankara ein Apartment sehr günstig zu mieten und noch eine Weile (sogar monatelang) hier zu bleiben und auch das Angebot, Hilfe bei der Arbeitssuche zu bekommen.

Anderseits habe ich die Möglichkeit wahrscheinlich bald die Reise mit dem Velo fortsetzen zu können, wenn ich eine Lösung mit den Zollbehörden in Istanbul finden kann wegen der Einfuhr des Velos.

Heute weiss ich nicht wie es weitergehen wird.

Heute fiel der erste Schnee hier in Ankara

Im nächsten Mail werdet Ihr mehr erfahren.

Reisebericht vom 10. Dezember 2006

Nach meinen letzten Mail aus Ankara telephonierte ich weiterhin täglich mit dem Zoll und der UPS in Istanbul. Der Preis für die Einfuhr des Velos schwankte zwischen 200 Dollar und 1'500 Euro. Abwechslungweise wurden auch mal türkische Lira gefordert.

Letztendlich fuhr ich per Bus nach Istanbul; erst zum Flughafen und dann zur UPS, wo das Velo vom Zoll nicht frei gegeben wurde. Nach mehreren Reklamationen zahlte ich "nur" noch 110 Dollar. Nach weiteren Gesprächen war die UPS dann sogar noch bereit, das Velo nach Ankara zu liefern (was sie vorher nicht tun wollten).

Als es dort schon am nächsten Tag ankam, baute ich es zusammen und verpackte das "alte" Velo. Nach ein paar Anfangsschwierigkeiten mit der dortigen Post konnte ich dieses recht günstig zurück in die Schweiz schicken.

Insgesamt verbrachte ich ca 3 Wochen in Ankara. In dieser Zeit überarbeitete ich die Webseite (Startseite, Gepäckliste und Linkliste), pflegte zum Teil recht intensiven Mail- Kontakt mit Freunden und traf mich einige Male mit Nur.

Durch Suna (der Mt.-Everest-Frau) lernte ich weitere interessante Leute in Ankara kennen, so den Studenten Ant mit türkischer und deutscher Abstammung, der in der Türkei und Deutschland sein Leben verbrachte und beide Kulturen sehr gut verstand und erklären konnte.

Nach den 3 Wochen, in denen ich doch mehrmals stark am Ueberlegen war in Ankara bei Nur zu bleiben oder die Reise doch fortzusetzen, fuhr ich schliesslich weiter erst gen Süden und dann weiter gen Osten. Von der direkten Strecke von Ankara Richtung Iran wurde mir mehrfach abgeraten, da sie zu befahren sein soll.

Ich bereute den "Umweg" nicht! So kam ich ins schöne Cappadoccia! Eine Landschaft so schön, wie ich sie noch nie zuvor in meinem Leben gesehen habe! In den Bergen dort hat es Höhlen und zum Teil Städte, die teilweise in Höhlen liegen. Das Gestein ist ca 3 Millionen Jahre alt und stammt von einem Vulkanausbruch dort in der Nähe. Dort campierte ich auf einen einsamen Hügel, von dem ich alles sehr gut überblicken konnte. Bald kam ich nach Kayseri, einer sehr schönen alten Stadt. Dort half mir Nuri weiter. Er wuchs die ersten Jahre in Deutschalnd auf und verbrachte die letzten 10 Jahre in Japan. So sprach er unter anderm auch sehr gut deutsch und englisch. Mein Velo konnte ich dort bei Adem, einem Teppichflicker, unterstellen, der seine Arbeits- und Lagerräume in der ältesten Karawanserei hatte (ca 350 Jahre alt). Zur Zeit des Handels auf der Seidenstrasse (die weniger eine Strasse ist, als vielmehr ein Netz aus verschiedenen Routen), wurden streckenweise Karawansereien alle ca 25 km erbaut.

Adem arbeitet bereits seit seinem 10. Lebensjahr in diesem Beruf und betreibt inzwischen auch Geschäfte in Deutschlschland und Amerika. Der Beruf des Teppichflickers ist ein altes Handwerk, das heute nur noch selten und noch alles in Handarbeit ausgeübt wird.

Von Kayseri aus fuhr ich nochmals mit dem Bus nach Ankara. Der Abschied mit Nur dort war sehr kurz vor meiner Abreise und wir hatten noch sehr viel zu klären. So verbrachte ich nochmals 2 Tage in Ankara mit Nur.

Weiter ging es von Kayseri aus nach Osten in die kurdischen Gebiete. Dort traf ich noch mehr Gastfreundschaft an als zuvor. Es war für mich zwar nicht mehr vorstellbar, doch ich erlebte wirklich noch mehr Einladungen und musste oft ablehnen, da ich auch zwischendurch noch ein paar km weiter kommen wollte täglich.

Die freundlichsten Begegnungen hatte ich in und um Elazig. Dort kam zum Beispiel ein junges Paar auf mich zu und wir unterhielten uns auf englisch. Nach ein paar Minuten kamen sie nochmals zurück zu mir und brachten mir eine violette Schleife an einem violetten Haargummi, den sie mir ans Velo banden und der immer noch am Velo ist. Diese Geste erinnerte mich an eine andere, die ich kurz nach Ankara erlebte. Dort traf ich einen Schäfer mit ca 100 Schafen, der seit mehr als einen Tag unterwegs war und wenig Essen dabei hatte. Ich gab ihn meine letzten Vorräte (es war nur noch eine kleine Packung Kekse und ein Apfel). Ich wusste nicht wann ich wieder einen Markt oder Raststätte finden würde, war aber sicher, dass der Schäfer länger keine Verpflegung finden würde als ich. Ich denke es kommt oft mehr auf die Gesten als auf den Wert an...

Nach Elazig traf ich sehr viele Kurden an, die recht gut deutsch sprachen. Viele waren für Monate oder Jahre in Deutschland gewesen zum arbeiten. In einer Raststätte wurde ich einmal von 5 Kindern zwischen 10 und 12 Jahren für eine Stunde "belagert". Sie wollten ihre Englischkenntnisse anwenden und ich bekam dafür gratis Tee (bestimmt schon das 5. Mal an diesem Tag :-)).

Unterwegs übernachtete ich auf Bergen, in Tälern an Tankstellen, Raststätten, in Städten in Hotels, 2 Mal wurde ich zur Uebernachtung eingeladen (ich wurde zwar öfters eingeladen, aber doch meist schon am Nachmittag und dann wolte ich weiter fahren.)

Ich fuhr ca 120 km durch ein Gebiet, vor dem ich immer wieder gewarnt wurde, da es dort in der Vergangenheit immer wieder zu Kämpfen zwischen Kurden und dem türkischen Militär gekommen war. Doch es war gerade sehr ruhig dort. Auch dort traf ich zum Teil sehr freundliche und hilfsbereite Menschen und die Militärs, die oft Kontrollen durchführen, kontrollierten mich zwar nicht, luden mich aber dafür auch zum Tee ein und sie teilten auch ihr Brot mit mir.

Inzwischen bin ich in Van, der letzten grösseren Stadt vor dem Iran. Seit Ankara fuhr ich meist zwischen Höhen von 1'200 - 1'500 müM. Die tiefste Stelle war über ein Fluss bei etwas über 700 müM und die höchsten Pässe lagen bei etwas über 1'900 müM. Ich sah oft schneebedeckte Berge, doch sie waren noch weit genug entfernt. Richtung Iran wird es wahrscheinlich noch etwas höher gehen. So rechne ich auch damit irgendwann im Schnee zu campieren. Doch das habe ich schon einmal im letzten Winter in der Schweiz geübt.

Ich bin davon ausgegangen, dass in der Türkei, einem islamischem Land, Weihnachten nicht gefeiert wird. So war ich etwas überrascht, als ich hier in Van auf weihnachtliche Beleuchtung in den Strassen traf. Da ich aber an Weihnachten im Iran sein werde, gehe ich davon aus, dass ich dort keine Erinnerungen an Weihnachten antreffen werde. Doch schön wäre es...

In kleinen und auch grösseren Orten werde ich meist sofort als Tourist erkannt und angesprochen. Oft kommen aus kleinen Orten Kinder an die Strasse gelaufen und fragen auf english nach meinen Namen. Leider ist das alles, was sie in dieser Sprache können. In Rumänien wurde ich oft auf englisch gefragt, ob ich englisch spreche. Wenn ich dann etwas auf englisch sagte, verstand mich niemand, da sie nur diesen einen Satz kannten. Könnte das nicht auch an Deinem englisch liegen? Der Websklave.

Wahrscheinlich geht es morgen weiter nach Norden zum grossen Ararat, dem Berg, auf dem die Arche Noah gestrandet sein soll. Dort werde ich auf einer der Seidenstrasse treffen und diese weiter bis Teheran fahren (wenn mir nicht wieder ein anderer Weg in den Sinn kommt).

Dann werde ich nach über 2 1/2 Monaten die Türkei, die mehr als doppelt so gros ist wie Deutschland, verlassen und den Iran bereisen, der ca 5 Mal so gross ist wie Deutschland. So werde ich wieder neue Erfahrungen vor allem mit einer anderen Mentalität und auch mit einer neuen Schrift sammeln. Ich hatte eine sehr schöne Zeit hier in der Türkei, doch freue ich mich sehr auf den Iran. Dort möchte ich dann gen Süden fahren und hoffe auf etwas wärmeres Wetter. Hatte ich doch hier in der letzten Zeit manchmal um die 5 Grad unter Null beim Zelten in der Nacht.

Noch habe ich auch die Option zurück nach Ankara zu Nur zu gehen. Doch meine Entscheidung weiter zu reisen ist doch auch sehr verlockend...

Ich wünsche Euch allen eine schone Zeit und freue mich wie immer wieder sehr über Mails von Euch!

Liebe Grüse aus Ostanatolien! Stephan

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