Reiseberichte 2007

Angenehmere Lektüre mit weniger langen Zeilen!

Reisebericht vom 8. Januar 2007

Ich hatte mich von Van (in Ostanatolien kurz vor dem Iran) das letzte Mal gemeldet.

Ich war bereit in den Iran zu fahren und bin tatsächlich gestartet. Einige Wochen zuvor war ich wegen Veloproblemen ca. 3 Wochen in Ankara und hatte inzwischen eine Freundin dort, die mir anbot sehr günstig ein Apartment in Ankara zu mieten (ich bräuchte nur die Nebenkosten zu zahlen) und sie würde mir bei der Arbeitssuche zu helfen.

Ich lehnte das Angebot ab, da mir meine weitere Reise zu wichtig war. Als ich in Van startete, war dort auf ca 1'700 müM bereits teilweise Eis auf den Strassen. Ich weiss nicht genau, auf welche Höhe ich hätte hinauf fahren müssen, doch recht wahrscheinlich wäre es über 2'500 müM oder höher gewesen. Der Winter hatte gerade erst begonnen und dort gibt es teilweise tagelange Schneefälle. Ich war auf einen Winter vorbereitet, doch schienen mir die Aussichten (Temperaturen und Schneefälle) zu unsicher und es wären einige Hundert bis Tausend km gewesen bis zu den wärmeren Regionen (Süden Irans und Pakistan).

So entschied ich kurzfristig zu einem vorläufigen Abbruch, Unterbruch, Winterpause...

Ich fuhr zurück nach Ankara und nahm das zuvor abgelehnte Angebot an um einige Monate das Apartment zu mieten.

Ich versuche die Zeit hier in Ankara zu nutzen um u.a. meine Englisch- Kenntnisse zu erweitern und mehr über die Menschen, Kultur und Religion zu lernen. Meine Reisekasse wurde auch in der ersten Zeit hier in Ankara arg strapaziert.

So werde ich auch in der kommenden Zeit schauen eine Arbeit für ein paar Wochen oder Monate zu finden...

Ich habe hier in Ankara eine Freundin.

Ich wurde inzwischen auch schon gefragt ob ich nun meine ganzen Reisepläne über den Haufen geworfen hätte (wegen meiner Freundin). Für mich bedeutet dieser Unterbruch eher eine Winterpause und kein endgültiger Abbruch.

Die Möglichkeit meine Reise abzubrechen besteht potentiell jederzeit und überall. Dazu braucht es für mich sehr gravierende Gründe. Ich denke nicht, dass ich hier in Ankara meine Reise endgültig beenden werde. Ich plane im Frühjahr wieder zu starten. Ein genauer Termin steht nicht fest und ist von verschiendeen Faktoren abhängig. Wenn ich eine Arbeit finde, so wird mein Zeitdruck (möglichst früh zu starten) nicht so gross, verlasse ich nach März die Türkei so muss ich allerdings Strafe zahlen (visafreie Zeit überzogen), Wetterlage (Schnee, Temperaturen)... Sobald ich wieder starte oder einen genaueren Termin habe, werde ich davon weiter berichten.

Reisebericht vom 28. März 2007

Ich hoffe Ihr hattet alle einen schönen Winter! Nun hat das Frühjahr begonnen und ich bin wieder on-tour! Die Winterpause ist nun beendet. Ich bin nun seit ca 6 Monaten hier in der Türkei und habe viel gelernt über die Kultur und die Menschen hier.

In Ankara arbeitete ich nicht. Doch mein Englisch verbesserte sich deutlich, durch tägliche Gespräche mit meiner Freundin und anderen Personen dort. Ich verbrachte dort viel Zeit mit meiner Freundin und wir wanderten die Stadt ab und langsam fühlte ich mich ein wenig heimisch.

Ich traf aber auch immer wieder auf deutsch sprechende Personen, so z.B. im Goethe-Institut auf Seyhan, der in der Schweiz geboren wurde und seit einigen Jahren in der Türkei lebt.

Der Start in Ankara verschob sich 2 Mal wegen schlechtem Wetter und wegen einer Grippe, wegen der ich 2 Tage im Bett verbrachte. Etwa Mitte März bin ich dann endlich gestartet und hatte bereits etwas Zeitdruck wegen der visafreien Zeit in der Türkei.
So wollte ich auf jeden Fall noch im März die Türkei verlassen und überbrückte ca. 400 km mit einem Bus (zwischen Sivas und Erzurum) an einem Tag. Sonst wäre es sehr knapp geworden mit der Zeit.

Die ersten Tage on-tour waren etwas gewöhnungsbedürftig, war ich doch in der Zeit in Ankara so gut wie nie Velo gefahren. Ich brauchte einige Tage, um mich daran zu gewöhnen. Inzwischen geht es aber wieder recht gut und ich geniesse es, wieder sehr on-tour zu sein.

Unterwegs wurde immer wieder Cay (Tee) angeboten an Tankstellen, in Dörfern, Geschäften etc. Die positiven Erfahrungen hier in der Türkei (vor allem mit der Gastfreundschaft) haben mich nun seit ca 6 Monaten begleitet und trotzdem freue ich mich nun ein neues Land kennen zu lernen!

Nach Erzurum traf ich 2 Franzosen, die seit Herbst unterwegs waren und auch in den Iran wollen. Wir tourten 2 Tage zusammen. Dann verabschiedeten wir uns und ich fuhr weiter nach Dogyubayazit, der letzten Stadt vor dem Iran (ca 35 km). Dort traf ich gleich 4 Velofahrer aus dem Süden Deutschlands (www.abenteuer-eishoelle.de). Eventuell werden wir hier am 29. März zusammen gen Iran aufbrechen!

Da sich meine Reisepläne nun etwas geändert haben versuche ich gerade noch ein Permit für das Pamir-Gebirge in Tadschikistan zu bekommen. Ich plane über den Iran nach Turkmenistan > Uzbekistan > Tadschikistan > Kirgisistan nach China zu fahren. Diese Route ist etwas sicherer als über Tadschikistan > Afghanistan > Pakistan > Karakorum-Highway nach China. Ich möchte einfach kein unnützes Risiko eingehen und habe deshalb die Tour etwas umgeplant.

Wie ich inzwischen gehört habe ist es auch im Iran möglich via Internet zu kommunizieren und so werde ich mich wie immer über Mails von Euch sehr freuen und versuchen sie möglichst schnell zu beantworten. Das Mobilfunknetz ist dort nach meinen Informationen allerdings weniger ausgebaut und so wird eine Handykommunikation weniger möglich sein.

Ich wünsche Euch weiter schöne Frühlingstage und Zeit zum Geniessen! Liebe Grüsse!

Reisebericht vom 8. April 2007

Bin gut im Iran unterwegs. Leider kann ich weder E-Mail senden noch welche empfangen, vom Natel ganz zu schweigen.
Und wie hast Du dann das da übermittelt, hä? Per Flaschenpost kam es jedenfalls nicht an! Der Websklave.
Bewege mich bald am Kaspischen Meer entlang. Werde bald möglich wieder von mir hören lassen.
Aber bitte nicht per Flaschenpost. Das kaspische Meer hat nämlich keinen Anschluss an den Weltflaschenpostverband! Der Websklave.

Die Aufklärung vom 9. April 2007

Eigentlich wollte ich ja mal ein Sammelmail hier aus dem Iran schreiben, habe aber leider alle Adressen auf GMX gespeichert und dort wird mir seit einiger Zeit der Zugriff verwehrt vom Government. Von GMX oder von der iranischen Regierung?!

Auch auf die Freesurf-Adresse habe ich auch nur sporadischen Zugriff und so bin ich sehr froh, dass ich heute mal wieder E-Mails senden kann. Mit Reto hatte ich schon telephonischen Kontakt und er versucht eine Mail zu schreiben an "alle".

Da man hier von öffentlichen Telephonen auch nur innerhalb des Irans telephonieren kann, ist man immer darauf angewiesen jemanden privat zu finden, der einen telephonieren lässt.

Die Gastfreundschaft hier ist allerdings überwältigend und das gleicht wieder viel aus. Momentan bin ich an der Küste des Kaspischen Meers und werde langsam Richtung Mashad weiter fahren. Ab ca 11. Mai sollte ich dann Turkmenistan erreichen und ab 15. Mai Usbekistan. In Uzbekistan sollte ich dann auch wieder mal etwas Zeit haben fürs Internet und wieder Mails schreiben können.

Bis demnächst!

Reisebericht vom 21. April 2007 - 1 Jahr on tour (mehr oder weniger ;-))

So ziemlich genau heute vor einem Jahr bin ich in Bern mit dem Velo gestartet und für mich ist in diesem Jahr sehr viel passiert. Trotzdem bin ich überrascht, dass es nun schon ein Jahr her ist, dass ich meine Taschen gepackt habe, mich verabschiedet habe und auf Tour ging.

Hier im Iran konnte ich die ersten Tage noch ins Internet, dann war während fast zwei Wochen der Zugriff für mich gesperrt, ich hatte nur die Möglichkeit, 2 Mal von einem privaten Telephon aus in die Schweiz zu telephonieren und ein sehr guter Freund, der die Zugriffsdaten hatte, konnte Euch in meinem Namen wenigstens informieren, dass ich nicht erreichbar war. Inzwischen bin ich aber wieder seit einigen Tagen erreichbar und freue mich wieder sehr über Eure Mails. Ich gehe einmal davon aus, dass auch die weiteren ca drei Wochen, die ich noch hier im Iran sein werde, der email- Kontakt funktionieren wird.

Seit dem ich im Iran bin, erlebte ich unglaublich viel Gastfreundschaft. So wurde ich sehr oft eingeladen zum Essen und gleich auch mit zur Uebernachtung. Die Menschen hier zeigen sich sehr offen, freundlich und interessiert. Mir wurden aus dem Auto heraus Bananen und Erdnüsse geschenkt, mehrmals Geld angeboten und hier am Kaspischen Meer wurden mir immer wieder Orangen frisch vom Baum geschenkt! Hier gibt es sehr viele Orangenbäume, Teeanbau, Palmen und Reisfelder. Diese Landschaft wurde hier für mich zum Alltag.

Wenn ich noch nicht die Visa für die nächsten Länder in dem Pass hätte und nicht schon eine Verabredung für Turkmenistan und Usbekistan, so würde ich wohl etwas länger hier bleiben.

Die Einladungen beschränkten sich meist nicht nur auf eine Nacht, so blieb ich einmal bei dem Tierarzt Farshid in Lahijan 2 Tage. Seine 4jährige Tochter weinte sogar bei unserem Abschied. In Langerood bei Shaphi, seinem Cousin und seinem Freund Bahman, die gerade ein Geschäft gründen und wegen mir die Arbeit ruhen liessen, blieb ich sogar 3 Tage. Wir erlebten viel zusammen und zum Abschied erhielt ich - wie oft - auch noch ein Abschiedsgeschenk. Zweimal wurde mir zum Abschied sogar je ein silberner Ring geschenkt.

Die Gastfreundschaft und Herzlichkeit der Menschen hier ist für mich immer wieder überraschend. Ich kann gar nicht all die lieben Leute aufzählen, die mir sehr geholfen haben und bei denen ich zu Gast war. Es waren Fischer, Studenten, Lehrer, Bauern, Lastwagenfahrer...
Die Familie Kouhi in Rostamkela (nahe Sari), die mich einlud, sprach sehr gut englisch und zeigte mir die Umgebung und eine historische Stätte in der Nacht, an der sehr viele junge Leute waren.

Ich habe hier in den letzten drei Wochen sehr viel gesehen und erlebt. Ich knüpfte viele Kontakte, sogar zu einer jungen Frau, mit der ich mich sehr lange unterhielt.

Ich hörte sehr viele verschiedene Ansichten und Gedanken zu verschiedensten Themen (Religion, Politik, allgemein übers Leben...).
Ich erlebte traditionelle Familien, in denen die Frauen mit langen schwarzem Tschador bekleidet waren und auch moderne Familien, bei denen sich die Kleidung sehr der westlichen Welt angeglichen hatte. Frauen trugen jedoch alle ausser Haus eine Kopfbedeckung und oft auch im Haus.

In einem Dorf sah ich keine Frau mit schwarzem Tschador, sie trugen alle sehr farbige Kleidung und Kopfbedeckung.

In den Familien, bei denen ich zu Gast war, erlebte ich eher Gleichberechtigung, manchmal sogar klare Dominanz der Frauen. Ich bin aber überzeugt, dass man(n) die Frau in der unterdrückten Rolle -ebenso wie auch teilweise in der westlichen Welt - auch hier finden kann.

Vieles hier im Lande erinnert irgendwie an die DDR (nicht nur die LKWs "W 50").

Inzwischen habe ich die 14'000 km überschritten und ca bei km 13'500 platzte mir am hinteren Rad der Schlauch und Reifen, so dass ich nun nach dieser Distanz meinen ersten Reifenwechsel hatte. Der vordere Reifen ist inzwischen über 17'000 km gelaufen (war bereits vor meiner Reise drauf).

Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit dem neuen Velo und der Ausrüstung, mit der ich bis jetzt wirklich keine grösseren Probleme hatte.

Ich hatte ca 2 Wochen lang Schmerzen im linken Knie und befürchtete schon, dass ich meine Reise abbrechen müsste. Doch nach ein paar Korrekturen der Satteleinstellung sind diese Probleme verschwunden und ich sehr glücklich!

Nun geht es noch knapp 3 Wochen hier weiter im Iran .. erst bis Maschad (dem religiösen Zentrum des Irans) und dann wieder etwas zurück gen Westen. Ich werde nicht wie ursprünglich geplant bei Saraghs in Turkmenistan einreisen, sondern nahe der Hauptstadt Asgabat, da ich mich dort mit Vladyslav treffen möchte. Vladyslav traf ich in der Ukraine und er bot mir die erste Uebernachtung dort an, später half er mir weiter auf der Insel Krim indem er mir einen Kontakt zu seinem Freund und Kollegen und seiner Familie vermittelte, bei denen ich nochmals dort eine schöne Zeit hatte. So freue ich mich sehr auf unser Wiedersehen!

Da die Zeit in Turkmenistan sehr kurz sein wird (des Visums wegen) werde ich mich wahrscheinlich an Euch alle erst wieder aus Usbekistan melden, freue mich aber natürlich sehr weiter über Mails von Euch!

Liebe Grüsse hier aus Gorgan, einer Stadt auf dem Weg vom Kaspischen Meer nach Maschad.

Reisebericht vom 30. Mai 2007

Nun habe ich den Iran mit seiner Ueberweachung verlassen und kann noch ein wenig anfügen zu meinen Erfahrungen dort...

Nach etwa einer Woche wurde ich dort von der Polizei angehalten zu einer "Passkontrolle". Es waren ca 10 Polizisten mit mir beschäftigt von denen keiner englisch oder gar deutsch sprach. Sie nahmen mir den Pass weg, fertigten ein Protokoll (vermute ich wenigstens) in Farsi an und wollten mir meinen Pass nur gegen meine Unterschrift darauf wieder geben. Doch niemand konnte mir erklären was dort auf dem Papier stand. Ich sollte einfach unterschreiben.

So schrieb ich unter das Protokoll auf deutsch, dass mir niemand auf deutsch oder englisch übersetzen konnte, was auf dem Papier stehe und ich nur unterschriebe, um meinen Pass wiederzubekommen um meine Reise fortzusetzen und mit meiner Unterschrift dieses Schreiben ungültig werde. Dann unterschrieb ich. Die Polizisten waren zwar über meine lange "Unterschrift" etwas irritiert, doch mussten es mehr oder weniger in kauf nehmen, da sie ja die Unterschrift unbedingt wollten. Ueber diese Geschichte lachten später auch viele Iraner.

Am gleichen Abend versuchte ich ins Internet zu kommen. Es war das erste Mal gesperrt und niemand konnte mir helfen, in einem Telefonladen machte man mir klar, dass ich nur innerhalb des Irans telefonieren kann. Am nächsten Tag dann wurde ich wieder von der Polizei angehalten, musste mein Gepäck und Velo ins Polizeiauto verladen und ca 20 km zurück zu einen Polizeiposten fahren. Während der Fahrt wollte man schon meine Dollars sehen und die Polizisten verhielten sich sehr provokativ.

Auf dem Posten hingegen verhielt sich der Vorgesetzte dort sehr korrekt und blockte ein Protokoll ab, dass einer der Polizisten bereits vorbereitete. Als ich die Poizeistation wieder verlassen hatte, überholte mich wieder das Polizeiauto und irgendwie vermutete ich, dass sie mich wieder abfangen und meine Dollars "sehen" wollten. So versteckte ich mich in einem Wald, wo mich dann ein Lehrer fand und mich mit nach Hause nahm. So fühlte ich mich erst einmal etwas sicherer. Doch trotzdem begann ich doch etwas paranoide Gedanken zu bekommen (Polizei, Internet, Telefon .. das war alles recht viel in 2 Tagen!).

Ich hatte im Iran einige Begegnungen mit der Polizei und bis auf diese beiden waren alle sehr positiv! Doch es war halt auch gerade an 2 aufeinanderfolgenden Tagen... Ansonsten hatte ich weiterhin sehr viele positive Begegnungen und Einladungen. 2 Mal traf ich unterwegs auch Iraner Velofahrer. Den Ersten, den ich traf, war sehr fröhlich und lächelte ständig. Er fuhr mit einem Plakat von Unicef für die Rechte der Kinder. Er winkte sehr viel in den Orten, die wir durchfuhren und war immer freundlich.

Der zweite Velofahrer war das Gegenteil vom ersten, er war permanent unfreundlich, hatte keine richtige Reiseausrüstung und wollte eigentlich nur in den Orten Velo fahren und zwischen den Orten immer mit Autos mitgenommen werden. Er hatte auf dem hinteren Gepäckträger einen Turm mit seiner Steppdecke, seinem grossen Kopfkissen, einer Tasche mit seiner Kleidung, einer Schlafmatte, einer Termoskanne für Tee und ca 5 Stück der 1,5 Liter PET Wasserflaschen. Der Gepäckträger brach und er brauchte einen Neuen. Kurz danach trennten wir uns auch schon, da er wieder ein Auto brauchte, weil der Ort schon hinter uns lag...

Später in Mashad traf ich noch Hamid und Mehdi vom Hospitality-Club. Sie zeigten mir die Umgebung der Stadt und war assen zusammen am Abend und an einem Morgen machten wir zu Viert ein Picknick auf einem Hügel in der Nähe von Mashad. In Mashad liess ich dann mein Visum recht problemlos um weitere 20 Tage verlängern. In Mashad sah ich auch einige Velofahrer und entdeckte sogar einen Veloweg. Doch die Strassen dort sind recht verkehrsüberlastet und die Luft entsprechend schlecht.

Als ich Mashad dann wieder nach einigen tagen veliess traf ich auf Ali Raza und seiner Familie, die mich gleich zu Essen und Uebernachtung in Chenaraneinluden. Am nächsten Morgen wanderten Ali und ich noch in den Bergen zu einer Quelle mit wirklich frischem Wasser und er zeigte mir die Umgebung dort. Seine Frau arbeitet in einem Fitnesscenter und hat in einer asiatischen Kampfsportart den Schwarzen Gürtel.

Dann ging es weiter zur turkmenischen Grenze nach Bajgaran. Von dort sollte es weiter gehen nach Aschchabad in Turkmenistan. Der Grenzübertritt dort verlief recht unproblematisch. Die Gepäckkontrolle bestand lediglich aus einer Tasche öffnen und einmal hereinfassen. Nur bei der Devisenerklärung wurde ich etwas genauer und wollte dort exakte Beträge eingetragen haben. Ich wollte nicht, dass am Ende Geld einbehalten wird, weil es grössere Ungenauigkeiten gibt.

Dann folgte eine Abfahrt von ca 1600 m.ü.M. auf ca 300 m.ü.M. nach Aschchabad. Dort war sehr viel gesperrt und geschlossen (Banken etc.), da Putin entschieden hatte, am gleichen Tag wie ich einen Besuch dort zu machen ;-)

So tauschte ich in einer Nebenstrasse ein paar Dollar. Kurz danach traf ich dann Vladyslav am Bahnhof. Wir hatten abgemacht gemeinsam ab Aschchabad 3 Wochen zusammen zu touren.

Am Flughafen hatte er einen Taxifahrer getroffen, mit dem wir unseren ersten Tag dort verbrachten und bei dem wir auch übernachten konnten.

Am kommenden Tag starteten wir eine recht ungewöhnliche Tour durch die Wüste Richtung Norden nach Dashoguz. Bereits am zweiten Tag unserer gemeinsamen Tour hatte ich eine starke Erkältung wahrscheinlich wegen des ständigen Wüstenwinds. Ich war auch sehr geschwächt durch einen Durchfall, der mich fast schon eine Woche begleitete. Eine Durchquerung der Wüste (ca 500 km in weniger als 4 Tagen) schien mir von vornherein unwahrscheinlich. Der Wind wehte auch meist aus ungefähr Nord.

So stiegen wir bereits am 2. Tag Nachmittags auf den Zug um. Dieser brauchte für die Tour bis Dashoguz (vielleicht etwas mehr als 300 km?) 16-18 Stunden. Die Schienen waren oft mit Sand verweht und wurden von mehreren jungen Passagieren frei geschaufelt. Wir brauchten für den Zug nichts zu bezahlen, fuhren aber auch in Waggons alter russischer Qualität.

Von Doshuguz ging es weiter richtung usbekischer Grenze und Xiva. An der dortigen Grenze auf Turkmenischer Seite zeigte ein Zöllner auf einer der vorderen Taschen, die ich auspacken sollte. Dort war aber der Kocher, Benzinflasche, Wasserfilter etc. Da dies sicher nicht so einfach zu erklären war, entschied für eine der hinteren Taschen und packte so den grossen Schlafsack und ein paar Kleidungsstücke aus, lies aber einen Grossteil des Gepäcks in der Tasche. Er war zufrieden und ich durfte wieder einpacken und weiter zur usbekischen Seite. Der Weg bis dort sind ungefähr 1 km, die man aber nicht befahren darf. So mussten Vladyslav und ich unsere Velos in einen Kleinbus verladen und wurden gratis bis zur anderen Seite gebracht.

Dort wurden unsere Personalien von einem etwa 8jährigen Jungen aufgenommen in ein Buch eingetragen. Man half uns bei der Zollerklärung (sie war auch auf englisch erhältlich), und kurz darauf waren wir schon in Usbekistan. Da an diesem Grenzübergang scheinbar normalerweise nur Fussgänger verkehren, waren die Leute in den nächsten Orten erstaunt, dass da 2 ausländische Velofaher vorbeikamen.

Die Usbeken und Usbekinnen winkten oft und fragten wo wir her kommen. Doch sie waren deutlich zurückhaltender, als ich es von den Iranern gewöhnt war.

Am nächsten Tage kamen wir in Xiva an und nach einer abendlichen Besichtigung der wunderschönen Altstadt, entschied ich wegen meiner Erkältung und wegen meines Durchfalls den kommenden Tag im Bett zu verbringen. So erkundete Vladyslav allein die Stadt.

Nach einem Ruhetag starteten wir wieder eine Wüstenfahrt über ca 400 Kilometer richtung Buchara. Bei der Ueberquerung einer relativ neuen Brücke über den Amudarja, durften wir nicht mit dem Velo fahren, sondern mussten in Begleitung eines Polizisten ca 1 km schieben. Da ich immer noch nicht ganz fit war, kamen wir nur langsam voran, aber trotzdem im Schnitt ca 100 km pro Tag.

In der Altstadt von Buchara waren wir wieder in einem B&B und erkundeten die Stadt. Ich verbrachte wieder einige Zeit im Internet. Wir sahen die wunderschönen alten Bauwerke und Vladyslav machte auch wieder einige sehr schöne Bilder.

Bei der Abfahrt in Buchara trennten sich erst einmal unsere Wege. Vladyslav fuhr in 2 Tagen die ca 300 km bis Samarqand, da er weiter zu seinem Freund nach Taschkent wollte. Ich wollte auf jeden Fall nicht nach Taschkent und lieber etwas mehr Zeit in Samarqand verbringen. Bei der Abfahrt in Buchara wechselte ich nach einem Plattfuss auch noch meinen vorderen Reifen, nachdem er ca 17'000 km gefahren wurde.

Ich lies mir gut 3 Tage Zeit bis Samarqand und wir trafen uns so 5 Tage später in Samarqand nochmals, besuchten dort einige Museen und machten nochmals einige schöne Photos dort.

Am nächsten Tag startete Vladyslav nach Kohjand in Tadschikistan, von wo aus sein Flugzeug zurück in die Heimat geht.

In Samarqand bin ich bis morgen noch im B&B Bahodir und traf dort viele interessante Reisende. U.a. traf ich dort auch ein Paar aus den Niederlanden und Australien, die mit dem Velo bereits seit 10 Monaten unterwegs sind und noch ca 5 Jahre vor sich haben (www.tour.tk).

Morgen werde ich starten zur Weiterfahrt nach Duschanbe in Tadschikistan, wo ich ca 4 Tagen eintreffen sollte.

Dort bin ich für ca 3 Uebenachtungen in einem Gasthaus, was ich von unterwegs aus schon gebucht habe, wo ich dann auch meinen GBAO-Permit bekommen werde. Dann geht es weiter zum Pamir-Highway, wo ich mich dann einige Tage zwischen 3'700 bis 4'600 m.ü.M. aufhalten werde. Dort werden nicht nur die Internetmöglichkeiten deutlich schlechter werden, sondern auch die Verpflegungsmöglichkeiten. Also wenn ich mich nach Duschanbe einige Wochen nicht melden sollte, so gehört es ganz normal zur Reise dazu. Aus Kirgistan oder spätestens aus China werde ich mich dann aber wieder melden.

Nun habt Ihr Euch bis hier durch den langen Bericht gearbeitet und ich wünsche Euch nun weiter eine tolle Zeit und freue mich wie immer über Mails von Euch! Seid alle gegrüsst aus dem schönen Samarqand!

Reisebericht vom 5. Juli 2007

Nach den erholsamen Tagen in Samarkand brach ich auf nach Tadschikistan, um in vier lockeren Tagen in Duschanbe einzutreffen. An der Tajikischen Grenze wurde mir gesagt, dass der Grenzübertrittt per Velo 5 Dollar kostet. Nachdem ich keine Bescheinigung darüber erhielt, verstand ich, dass das ein "steuerfreies Einkommen" der Beamten war.

Auf der Suche nach dem ersten Schlafplatz in Tadschikistan traf ich in einem Dorf Gulnora, die fast perfekt deutsch sprach und voraussichtlich im Juli in Berlin einen Deutschkurs besucht um danach in Dushanbe am Goethe-Istitut deutsch zu lehren. Die Strasse nach Dushanbe wurde zunehmend schlechter und ging in einer Schotter- und Geröllpiste über. Den Pass vor Dushanbe (über 3'300 Meter), auf den ich mich etwas gefreut hatte, konnte ich aus Zeitgründen nicht mehr selbst fahren. Selbst auf Fahrten bergab konnte ich wegen der schlechten Strasse oft nur 5 km/h fahren! Auf fast halber Höhe (1'400 Höhenmeter) hielt ein Jeep und ich liess mich bis Dushanbe mitnehmen.

In Dushanbe erhielt ich dann mein GBAO-Permit, welches ich für den Pamir benötigte. Auch versuchte ich ein 3monatiges Visum für China bei der dortigen Botschaft zu bekommen. Doch als männlicher Alleinreisender erhielt ich nur eines für einen Monat; ich hoffe, es hier in China noch verlängern zu können.

Nach Dushanbe ging es bald durch Flüsse, die über die Strasse gingen, und einige Male stand ich bis übers Knie im Wasser... weiter bis zur afghanischen Grenze und dort entlang.

An einem Abend hielt ein Jeep und eine deutsche Reporterin und ein deutscher Reporter intervievten mich und ein Photograf machte einige Bilder. Sie waren unterwegs um Berichte über NGOs dort zu schreiben und trafen zufällig auf mich. Vielleicht erschien oder escheint ein Bericht über mich in einer Schweriner Zeitung?

Auf dem Weg zum Pamir traf ich dann auch bald auf Erinnerungen an den Bürgerkrieg, der vor einigen Jahren hier stattfand. Es gab am Strassenrand Schilder mit Abbildungen darauf, wie jemanden ein Bein abgerissen wird, als er auf eine Mine tritt (Hinweisschild auf Minenfelder). Andere Hinweise waren etwas diskreter und es stand auf Steinen am Wegrand in kyrillischer Schrift "Mine". Ich war sehr froh über meine kyrillisch- Kenntnisse!

Häuser- und Panzerruinen zeugten ebenfalls aus dieser Zeit.

Ausschilderungen an Abzweigen und Kreuzungen gab es selten und wenn, dann mit Orten, die ich nicht auf meiner Karte finden konnte. So fragte ich glücklicherweise meist zum rechten Zeitpunkt nach dem Weg und musste keine Umwege fahren.

In den Dörfern dort erhielt ich zum ersten Mal in meinem Leben zum Zmorge (Frühstück) Tee mit Milch und gesalzener Butter, dort taucht man Brot ein und isst es. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber manchmal richtig gut!

In Korugh erhielt ich von einem Studenten die Information, dass es oben im Pamir keine Geschäfte mehr gebe und man Lebensmittel für die ganze Zeit dort mitnehmen müsse. Ich weiss nicht, ob er für den dortigen Basar (erfolgreich) arbeitete, doch ich kaufte dann auf dem Basar Lebensmittel für fast 2 Wochen und nahm sie mit. Auf den ersten 100 km gab es viele Orte mit Geschäften. Danach gab es alle ca 150 - 200 km weitere Einkaufsmöglichkeiten. Die Auswahl war beschränkt; nach meiner Erfahrung braucht man Lebensmittel jedoch trotzdem nur für 2 - 3 Tage.

Ab ca 2'500 Höhenmeter sollte man seine Schlafhöhe um nicht mehr als 300 Meter pro Nacht erhöhen, doch aus Zeitgründen stieg ich 600 Meter pro Tag auf (2'200 > 2'800 > 3'400 > 4'000). So hatte ich die ersten 3 Tage dann auf 4'000 Metern Schwierigkeiten etwas zu essen und entsprechend wenig Energie für die Fahrt. Dazu kamen die dünnere Luft und die schlechten Strassen und so kam ich nur ca 60 km pro Tag vorwärts. Doch daran hatte ich gedacht und dementsprechend genug Zeit eingeplant.

Nach 3 Tagen landete ich in einem kleinen Dorf bei der dortigen Englischlehrerin. Dort ass ich das beste Brot seit Europa! Mir ging es bald wieder richtig gut und ich fühlte mich in dieser Höhe sehr wohl!

Unterwegs in Tadschikistan hielt mich oft die Polizei an, um nach Geld, Lebensmitteln und Getränken zu fragen, doch ich wurde auch von anderen Polizisten zum Eis essen eingeladen und erhielt etwas geschenkt.

Im Pamir dann brauchte ich täglich meinen Wasserfilter, da es dort viele Flüsse gibt und ich nicht für viele Tage Wasser mitnehmen wollte.

In Murghab gab es dann nochmals einen richtigen Basar mit sehr guter Auswahl, Hotel, Homestay, Touristeninformatinen, Post etc. Leider funktionierte gerade das Internet nicht, als ich dort war.

Die kirgisischen Männer dort erkennt man meist vom Weitem an ihren hohen Hüten in Schwarz und Weiss. Frauen trugen oft Tücher vor dem Gesicht. Ich vermute wegen der Sonnenstrahlung so hoch oben und wegen der Kälte und dem Wind. Doch ich habe es nicht erfragt!

Ich blieb ca 10 Tage zwischen 3'600 und 4'700 Metern. Auf dem höchsten Pass, den ich dort überquerte (4'655 m.ü.M.) schob ich das Velo einen Berg hinauf und schlief auf fast 4'700 Metern.

Richtung kirgisischer Grenze lebten viele Kirgisen in ihren Jurten. Zweimal wurden mir dort (wohl von Kindern) alle Taschen am Velo geöffnet und Süssigkeiten heraus genommen (besser als das Flickzeug! Der Websklave).

Auf über 4'000 Metern traf ich dann auch Yaks und viele Murmeltiere. Wenn ich allerdings näher kam murmelten sie nicht sondern schrien und rannten in ihre Höhlen. So verstand ich nicht warum sie Murmeltiere heissen (dieses Problem wird jeden Sommer ausführlich in den WoZ-News besprochen. Konsens ist, dass die Viecher Pfeifftiere heissen müssten und man diese Korrektur bei der letzten Rechtschreibereform verpennt hat. Die banalere Erklärung ist die Uebernahme des französischen Wortes "Marmotte", das in der Froschsprache nichts mit irgendwelchem Gemurmel zu tun hat. Ende des Einschubs. Der Websklave).

An den letzten Tagen auf dem Pamir-Highway traf ich auf etwa 6 Fahrzeugepro Tag (alte russische LKW's und Jeeps). Gut, wenn man in solchen Zeiten nicht unbedingt auf Hilfe angewiesen ist oder weiss sich selbst zu helfen.

Nach der tadschikischen Grenze folgten 20 km "Niemandsland". Die kirgisische Grenze verlief überraschend problemlos. Ich wurde nur nach einen Präsent gefragt. Als ich klar machte, dass ich daran nicht "gedacht" hatte, liess man mich auch schon weiter fahren.

Am ersten Abend in Kirgisistan wurde ich in eine Jurte eingeladen und lernte am kommenden Tag die Wirtschaft einer Jurte und die Landschaft etwas kennen. Wenn man aus dem Pamir herabkommt und in die schöne, grüne, kirgisische Landschaft einfährt mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund, wirkt das alles etwas verträumt und fast wie in einem Film...

Die kommenden Tage fuhr ich über Sari Tash weiter nach Osch und nach 2 Tagen wieder die gleiche Strecke zurück. Ich wollte noch ein wenig mein kirgisisches Visum auskosten, dass ich für 1 Monat hatte.

Doch auch diese Strecken erwiesen sich für mehrmalilges Befahren nicht gerade geeignet, wegen der schlechten Strasse und den Pässen über 3'600 Metern.

Zwischen Sari Tash und der chinesischen Grenze übernachtete ich nochmals in einer Jurte. Dann ging es weiter wieder über sehr schlechte Strassen nach China. Ca 10 km vor China wurde daraus eine sehr gute Asphaltstrasse.

Die kirgisische Grenze war wieder unproblematisch (so wie ich es erwartet hatte) und auch die chineische ging einfach als ich dachte. Es funktionierte ähnlich wie bei deutschen Beamten: am besten kurz vor Arbeitsschluss ankommen, dann geht es schnell. So kam ich ca 1 Stunde vor Grenzschliessung an, und da mein Gepäck nach wirklich viel Arbeit aussieht, wurde ich völlig ohne Kontrolle durch gewunken.

Nach zwei Tagen kam ich hier in Kashgar an (ca 220 km) und bin nun noch dabei mich hier in der chinesische Welt etwas einzuleben, die mich wohl die kommenden Monate begleiten wird. Ich war etwas überrascht, als ich hier auf zweisprachige Ausschilderung traf: Die erste Sprache ist chinesisch (wie man sich vorstellen kann), die zweite Sprache ich persisch (was mich sehr überraschte!). Doch das wird sich wohl im Laufe der Zeit hier in China sicher wieder ändern.

Auch mit der Zeit habe ich noch so meine Probleme: Da gibt es die Beejinger Zeit (die offiziele landesweite Zeit) und die Lokalzeit, und da die beiden um 2 Stunden differieren, gibt es noch den Mix aus den beiden Zeiten (also die Zeit dazwischen). Das finde ich immer noch vollkommen verwirrend.

Wie es genau von hier weiter geht weiss ich noch nicht. Ich möchte gern weiter Richtung Südosten, weiss aber, dass das nicht so einfach wird. Also werde ich mich hier in den kommenden Tagen darum kümmern, was sich machen lässt... Nachdem Du in Ankara nicht Moslem werden wolltest, tust Du weiterhin gut daran, Dich von Afghanistan und Pakistan fernzuhalten! Der Websklave.

Ich wünsche Euch weiter einen schönen Sommer, gute Ferien und freue mich wieder über Nachrichten von Euch!

Liebe Grüsse aus Kashgar!

Reisebericht vom 28. September 2007

Inzwischen habe ich festgestellt, dass der letzte Bericht wirklich schon wieder 2 1/2 Monate zurück liegt.
Ich bin von Kashgar aus Richtung Tibet aufgebrochen und hier in Tibet sind die Internet- Möglichkeiten "etwas" seltener als sonst auf meiner bisherigen Reise.
Inzwischen bin ich hier in Lhasa gelandet und versuche mal zu beschreiben wie es in den letzten Wochen unterwegs war.

In Kashgar traf ich weitere Velofahrer und so starteten wir zu fünft Richtung Tibet. Es waren ein Paar aus Polen, eine Frau aus Frankreich, ein Engländer (ich meine hier einen Mann aus England und nicht das Werkzeug ;-)), und ich. Wir alle fuhren schwerer beladen als sonst - bei mir waren es immerhin über 8 kg Lebensmittel zusätzlich, bei den anderen ging es teilweise um ähnliche Mengen.

Da das Velofahren in Tibet offiziell nicht erlaubt ist (als Reisemittel - das Velofahren gleich verbieten! Davon können BfU und SUVA in der Schweiz erst träumen! Der Websklave) und in Kashgar deshalb auch keine Permits mehr ausgestellt werden, fuhren wir also nicht ganz legal auf dieser Route. Doch ca 1'000 km weiter liegt die Stadt Ali, in der man dann für 50 Yuan ein Permit kaufen kann und auch eine Strafe von 300 Yuan zahlen darf, weil man ja verbotenerweise dorthin geradelt ist. Ich möchte der Einfachheithalber bei der hiesigen Währung bleiben; für 100 Dollar bekommt man etwa 750 Yuan, für 100 SFR ca 600 und für 100 Euro ungefähr 1'000 Yuan (oder RNB).

Da mein Visum für China nur einen Monat gültig war und ich deshalb unter Zeitdruck stand, musste ich die letzten ca 500 km bis Ali mein Velo auf einen LKW laden und so einen Teil der Strecke überbrücken. So sah ich den bekannten Claude Marthaler (www.yaksite.org) aus Genf zusammen mit seiner Freundin auch nur vom LKW aus. Er kam gerade aus Richtung Osten und fuhr gen Kashgar.

Von Ali ging es dann weiter Richtung Kailash (= Gangrhinponche (?), einem heiligen Berg für Buddhisten, Hinduisten und auch andere Religionen). Auf dem Weg dorthin fuhr ich noch einen Tag zusammen mit zwei Kanadiern.

Am Kailash ging es auf die 52 km lange Kora um den Berg herum, das bedeutete 2 Tage Fussmarsch. Dort traf ich einen Vater und Sohn aus Berlin (die in der Nähe meiner Schwester wohnen) und wenige weitere europäische Touristen. Die meisten Touristen dort kamen aus Nepal und Indien um den Kailash aus religiösen Gründen zu umrunden. Buddhisten und Hinduisten umrunden den Kailash Uhrzeigersinn, Menschen aus anderen Religionen im Gegenuhrzeigersinn. Am Kailash wird man als europäischer Tourist oft auf Bilder des H.H.t.14.D.L. (kurz: D.L.) angesprochen. Doch da diese Bilder verboten sind (wahrscheinlich haben gewisse Leute davor Angst?), muss man aufpassen, wem man etwas zeigt oder gibt.

Einen Tag nachdem ich den Kailash verliess, traf ich ein Paar aus Oesterreich (Petra und Oliver). Wir tourten dann in 10 Tagen nach Saga, die erste Stadt nach einigen Wochen und nach Ali, verstanden uns sehr gut und so wurde es für mich eine sehr angenehme Zeit mit den beiden zusammen zu touren. Wir sahen oft Wild-Yaks und auch Wildesel. Bäume gab es auf dieser Höhe nicht und so sah ich mehrere Wochen keinen einzigen Baum. Unterwegs trafen wir Matthias aus Berlin (www.kaphengst.org), der seit 5 Jahren mit dem Velo unterwegs war und gerade zurück nach Berlin wollte.

Da meine Visumsverlängerung aus Ali bereits wieder ablief, trennten sich unsere Wege und ich fuhr möglichst schnell Richtung Qomolangma (sprich: Dschomolangma, engl. = Mt. Everest). Unterwegs traf ich eine Frau und zwei Männer aus Frankreich (expelapetitemaison.ifrance.com/), die auch bereits seit 1.5 Jahren unterwegs sind. Das spezielle dieser 3 Velofahrer ist, dass sie in Kirgisistan einem Hund etwas zu fressen gaben und dieser Hund Ihnen nun seit Monaten folgt. An der chinesischen Grenze wurden sie gefragt ob der Hund ihnen gehöre und sie sagten nein. 4 Grenzer versuchten den Hund einzufangen. Ein paar km nach dem Grenzübergang hatten sie ihren treuen Begleiter wieder, der es geschafft hatte den Grenzern zu entwischen :-)

In Tingri, einige Kilometer vor dem Qomolangma, liess ich mein Velo zurück um für einen Tag nach Shigatse zu fahren und dort das Visum um einen weiteren Monat verlängern zu lassen. Dort stellte sich heraus, dass sie ein Dokument aus Lhasa benötigten, dass ich eine "Gruppe" sei bzw. gleich das Visum in Lhasa einholen sollte. Man gewährte mir eine Woche Visumsverlängerung, die mir nicht ausreichte um mit dem Velo via Qomolangma nach Lhasa zu fahren. So entschied ich von Lhasa aus gleich weiter nach Hongkong zu fahren, wo die Möglichkeit eines neuen 6monatigen Visas bestand. Das nächste Zugticket verkaufte man mir für 6 Tage später, da angeblich vorher alles ausverkauft war (erst waren es 8 Tage später, dann 7 und ich handelte weiter bis es dann nur noch 6 Tage Wartezeit waren).

Bild von Stephan in Lhasa

So verbrachte ich ca 1 Woche in Lhasa und viel Zeit im Cafe Nomad, das gerade am 1. August eröffnet hatte und wo ich viele weitere Reisende und vor allem Velofahrer traf, so u.a. dem Holländer Peter, der seit 10 Monaten unterwegs war.

Die Zugsreise nach Hongkong bzw. in eine grosse Stadt in der Nähe (Guangzhou) dauerte 57 Stunden (+ 40 min. Verspätung). Der Weg von Guangzhou nach Hongkong verlief einfach und innert 2 Stunden. Dort erhielt ich auch innert einem halben Tages ein 6monatiges "Buisness Visa" mit "multiple entry". Damit hatten bereits andere Touristen Probleme bei der Einreise in Lhasa. Auch hörte ich von allen Touristen, mit denen ich darüber sprach, dass man ein Eintrittspermit für Lhasa (Tibet) bräuchte oder sonst nicht einreisen kann. Da ich nur für einen Tag unterwegs sein wollte (von Tingri nach Shigatse), reiste ich mit einem Stoffbeutel und sah so absolut nicht nach Tourist aus. Allerdings sah ich absolut auch nicht nach Einheimischer aus ;-). Doch man kontrollierte mich nirgends, da man mich scheinbar nicht einordnen konnte (???).
Da ich auf ein Zugticket wieder einige Tage hätte warten müssen (und befürchten musste, dass die Tibeter in dieser Zeit sein Velo günstig verkaufen, wie er zur Rechtfertigung seines klimaschändenden Tuns nachschiebt - Einschub des Websklaven), nahm ich für die Rückreise ein Flugticket von Shenzhen aus.

So kam ich wieder problemlos nach Lhasa und schaffte es auch zurück nach Tingri, wo mein Velo stand. Ein Busticket wollte man mir erst nicht verkaufen, da ich eine "Langnase" bin. Doch ein Tibeter kaufte für mich eines und der Busfahrer verwies mich auf einen hinteren Platz, auf dem ich nicht so schnell gesichtet werden konnte (im Falle einer Kontrolle durch die Polizei, die es dort immer wieder mal gibt).

Zurück in Tingri fand ich mein Velo gut bewacht unter Verschluss auf und war sehr froh darüber, da ich fast 2 Wochen unterwegs war.

Dann nahm ich einen Anlauf zum Basislager des Qomolangma. Doch ich hatte mich wohl zu schnell mich wohl etwas zu schnell, nämlich in nur 2 Tagen, von Meereshöhe (Hongkong) auf über 4'200 Meter (Tingri) katapultiert. So fühlte ich mich zu kraftlos und kehrte wieder um nach Tingri um mich ein paar Tage zu erholen. Ein paar Tage später machte ich einen erneuten Anlauf über eine andere Strecke, die auch etwas ausgebaut war und nicht nur aus Geröll bestand.

Bild vom Mount Everest

Dort erreichte ich nach 3 Tagen das Basislager und sah den Qomolangma wolkenlos in seiner vollen Pracht.

Es war ein lohnenswerter Anblick! Nach einer Uebernachtung im Basislager trat ich die Rückreise und Weiterreise nach Lhasa an. Auf diesem Weg kreuzte ich einige kleinere und auch etwas grössere Städte, doch wollte dort keine Rast mehr machen, sondern auf den schnellsten Weg nach Lhasa reisen. Man trifft in dieser Region viele bettelnde Kinder an. Sie kennen zwei oder drei englische Wörter (Money, Sweets, Hello). Sehr oft gibt es Touristen, die auch Süsses (Bonbon, Schokolade ..) oder Geld geben. Doch dort gibt es keine Zahnärzte in den Dörfern und auch diese Möglichkeiten Geld zu "verdienen" halte ich nicht für eine Geeignete. So war ich ein "böser" Tourist und gab grundsätzlich keine Süssigkeiten und kein Geld.

Auf einem Pass (über 5'100 Meter, von wo aus man bei gutem Wetter den Qomolangma sehen konnte) kam ein italienisches Kamerateam auf mich zu, die einen Film über die Strasse dort hin drehten. So gab ich noch unvorbereitet ein Interviev zu dieser Strasse. Sie zeigten sich dann auch recht beeindruckt von meiner langen Reise.

Nun bin ich seit ein paar Tagen hier in Lhasa und werde einerseits meine Ausrüstung anpassen und reduzieren, das Velo wieder etwas mehr pflegen und mich auch ein wenig erholen. Ich werde dann wahrscheinlich mit 40 - 45 kg Gepäck wieder starten.

In Tibet verlor ich auf der Tour ein paar Kilo Gewicht. Hier auf dieser Höhe arbeitet der Körper anders und ich ass sehr viel, doch mein Gewicht wurde immer weniger. Inzwischen habe ich wieder ein paar Kilo zugelegt und fühle mich wieder ein wenig kräftiger. Diese Reserve brauche ich vielleicht wieder für die weitere Fahrt Richtung Osten. Das Essen war auch nicht sehr abwechslungsreich. So gab es am Morgen meisst in heisses Wasser Milchpulver eingerührt + Zucker oder Honig + Tsampa (gemahlene Gerste geröstet, hier in Tibet sehr typisch), zum Mittag gab es oft eine Instant-Nudelsuppe (die Auswahl war sehr beschränkt, so war es meist nur eine Sorte, die man bekam). Zum Abendessen kochte ich Spaghetti oder wieder Instantnudeln. Diese Nudelsuppen konnte man mit Tsampa noch etwas aufwerten. Wenn ich mal an ein Restaurant kam, freute ich mich über eine richtige Mahlzeit (wenn sie wirklich kochten, oft gab es dort aber auch nur Instantsuppen). Die Preise in den Restaurants schwankten sehr stark zwischen den Chinesischen und den Tibetischen Inhabern. Wenn ein Chinese 3 Finger zeigte, so hiess es meist 30 Yuan. Wenn ein Tibeter 3 zeigte, so meinte er 3 Yuan. Sehr oft war die Differenz bei ca 50 - 100%, ging aber in seltenen Fällen halt bis zum 10fachen des tibetischen Preises. Bei den Tibetern waren Preise (wenn sie nicht sehr niedrig waren) auch verhandelbar, die Chinesen zeigten sich oft (aber natürlich nicht immer!) stur und verkauften lieber gar nichts als mit dem Preis in realistischere Bereiche zu verhandeln.

Lange Zeit fuhr ich in Tibet auf Höhen zwischen 4'500 - 4'800 Meter. Ich fuhr einige Pässe über 5'000 Meter Höhe. Mein höchster Punkt war auf der Kailash Kora. Dort startete ich auf etwa 4'600 Metern und es ging hinauf bis über 5'600 Meter. Das war bis jetzt der höchste Punkt, den ich in meinem Leben aus eigener Kraft erreichte. In dieser Höhe hat man oft das Gefühl, dass man sich nur noch in Zeitlupe bewegt (auf jeden Fall bewegt man sich wirklich deutlich langsamer als 1'000 Meter tiefer). Der Höchste Punkt mit dem Velo ging über einen Pass etwas höher als 5'200 Meter.

Das Basislager des Qomolangma liegt "nur" auf 5'000 Metern Höhe. Das ursprüngliche Basislager lag auf ca 5'200 Meter, doch dort ist nur noch ein Militärcamp. Das "touristische" Basislager verlagerte man um ein paar Kilometer vor und somit herunter auf 5'000 Meter.

Neben der Höhe gab es als zusätzliche Schwierigkeit oft Flussüberquerungen ohne Brücken. Besonders in der Nähe vom Kailash gab es manchmal mehr als 10 Flussüberquerungen pro Tag. Doch die Hälfte von diesen konnte man fahren, die anderen musste man hindurch schieben. Die tiefste Flussüberquerung war auf dem Weg von Saga zum Basislager. Dort standen das vordere und hintere Rad komplett unter Wasser. Das hiess oft nicht nur Schuhwechsel auf Sandalen oder ohne Schuhe hindurch, sondern in Extremfällen auch mal die Hose nicht nur hoch schlagen sondern sogar auszuziehen.

Die meissten "Strassen" in Tibet sind Schotterpisten (festerer Schotter oder auch mal richtig tiefer, weicher Schotter), aus Geröll, Waschbrett (oder Wellblech), Sand, Schlamm. Ausschilderung fehlte meisst oder waren nur auf chinesisch, manchmal zusätzlich auf tibetanisch, auf Nebenstrassen gab es gar keine Schilder. So fuhr ich meist 50 - 60 km pro Tag, manchmal auch nur etwas über 40 km. Der Friendshiphighway zwischen der nepalesischen Hauptstadt Katmandu und Lhasa ist zum grössten Teil asphaltiert. Die Route zum Basislager besteht anfangs aus festem Schotter und geht dann langsam in gröberen Schotter und dann in Geröll über, teils als Waschbrett.

In Tingri, im Basislager, unterwegs, in Shighatse traf ich oft auf Trekkinggruppen, Biker (mit vollgefederten Downhills), Touristengruppen und Einzelreisende, häufig auch aus Deutschland oder der Schweiz, Australien, Amerika, England. So sprach ich so oft deutsch, wie noch nie auf meiner Reise, seit dem ich die Schweiz und Deutschland verliess.

ein Bild von Lhasa darf nicht fehlen

Hier in Lhasa habe ich oft das Gefühl auf der Strasse 1/3 Tibeter, 1/3 Chinesen und 1/3 Touristen zu begegnen.

Inzwischen habe ich hier in Tibet in zweieinhalb Monaten etwa 2'500 km zurückgelegt. Hier in Lhasa kam ich bei km 20'081 an und habe somit in den letzten 17 Monaten eine halbe Erdumrundung hinter mir.

Es ist recht herbstlich geworden und so werde ich in den nächsten Tagen nach Südosten aufbrechen. Die Strecke gen Osten ist geschlossen (gesperrt für Reisen) und so ist es unsicher wie ich weiter fahren werde. Auf jeden Fall wird die Internetversorgung unterwegs ähnlich dünn ausgebaut sein wie auf der Strecke hierher. Also wird es wieder manchmal lange dauern können, bis ich auf Mails antworten kann.

Die kältere Jahreszeit möchte ich in wärmeren Regionen verbringen. So plane ich von China über Laos und Vietnam, eventuell Kambodcha, nach Thailand zu fahren.

Im Iran wird das Internet aus verschiedenen, z.T. religiösen Gründen überwacht. Hier ist es nicht viel anders. Falls ich also "vergessen" habe etwas zu schreiben, so kann ich es ja immer noch später nachholen (wie damals im Iran). ;-)

Ich wünsche Euch einen tollen Herbst - wo immer Ihr seid - mit viel Sonne!

Liebe Grüsse aus Lhasa!

Stephan

Reisebericht vom 20. November 2007

Bis Anfang Oktober verbrachte ich noch ein paar schöne Tage in Lhasa und war dort täglich im Cafe Nomad. Anfang Oktober bin ich von Lhasa aus gestartet mit der Ungewissheit, ob ich das Tibet auf dem Landweg verlassen kann.

Zuvor bekam ich eine Nachricht von einem Velofahrer aus Kanada (wir tourten zusammen am Kailash und trafen uns in Lhasa wieder), dass er vom Militär und der Polizei gleich zwei Mal nach Lhasa zurückgeschickt wurde. Die Durchquerung Osttibets versprach also nicht gerade einfach zu werden.

Nach Lhasa ging es in ein sehr schönes, bergiges Gebiet und fast immer an Flüssen entlang. Der Herbst zeigte sich hier sehr farbig und warm.

Es gab einige Checkpoints zu durchfahren. Einmal fuhr ich sogar einige Kilometer nachts.

Nach einer kleinen Stadt übernachtete ich nicht weit von der Strasse und schon kam auch schon ein Uhr nachts die Polizei und wollte Pass und Permit sehen. Ich hatte keinen Permit und bestand darauf, dass mein Visum uneingeschränkt für ganz China gelte und somit aus chinesischer Sicht auch überall in Tibet. Dadurch wurden die Polizisten scheinbar etwas verunsichert und liessen mich in Ruhe. :-)

In Osttibet durchfuhr ich Täler, in denen man sich wie im Dschungel vorkommt: es war überall grün, voll Vogelgezwitscher und sehr warm. In einem dieser Täler soll es sogar Affen und Tiger geben. Doch - wie man sieht - bin ich bis jetzt keinem Tiger begegnet (Glück für die Tiger? ;-)).

Auf einem Pass traf ich eine Frau und zwei Männer aus Polen mit ihren Velos. Leider war es schon in der Dämmerung und wir fuhren in entgegengesetzter Richtung, so dass wir nur kurze Zeit Infos austauschten: cycloid.pl.

Unterwegs begegnete ich immer wieder Pilgern, die oft drei Schritte gingen und sich dann der ganzen Körperlänge nach auf den Boden legten, wieder aufstanden, 3 Schritte gingen usw. Dabei beteten sie oder sangen. Sie waren eigentlich immer fröhlich und gaben sich doch extremen Strapazen hin. Ich habe tiefen Respekt vor diesen Pilgern! Meine Velofahrt ist dagegen eher easy!

Nach dem dschungelähnlichen Gebiet mit vielen Schluchten ging es hoch hinauf in die Berge. Auf meinem letzten Pass über 5'200 Meter kam ich bei einer Höhe von ca 4'500 meter in einen kleinen Schneesturm. Auf dem Pass wollte ich Photos machen mit Schnee auf dem Velo, doch die digitale Kamera weigerte sich bei diesen Temperaturen zu arbeiten (auch verständlich ;-)).

Auf der Abfahrt nach diesem Pass traf ich ein Paar aus Holland, die gerade auf dem Weg nach Lhasa war. Wir verbrachten einen schönen Abend zusammen und konnten viele Informationen austauschen: patensop.6x.to und geocities.com/patricken.

Nach 23 Tagen Velofahrt ohne Pause verliess ich Tibet mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Ich war gern in Tibet und genoss die Zeit dort. Doch gerade nach der Fahrt aus Tibet heraus freute ich mich wieder legal reisen zu können, in einem Hotel zu übenachten und somit zum ersten Mal seit 23 Tagen auch mal wieder zu duschen. Vorher gab es nur eine Wäsche zwischendurch in einem Fluss (wenn es nicht zu kalt war, man einen Fluss erreichen konnte, man etwas ausser Sichtweite der Strasse sein konnte etc).

In Dechen, meinem ersten Ort nach Tibet, traf ich auf eine Frau aus Berlin, die für ihre Chorschule an der komischen Oper in Berlin eine Partnerschule aufsuchte. Inzwischen erfuhr ich, dass sie in der Schule war und dort gut Kontakte knüpfen konnte. Ich wünsche Ihr, dass sich die Partnerschaft zwischen den Schulen gut entwickeln wird.

Danach ging es tief in ein Tal hinab bis auf 2'000 Meter (das nennt er tief. Kommt wohl vom Sauerstoffmangel in der Höhenluft. Der Websklave). Dort wuchsen Mandarinen an den Bäumen und Kaktusfeigen am Wegrand. In der Nacht zuvor übenachtete ich noch auf einem Pass auf fast 4'300 Metern und hatte morgens 0 Grad im Zelt.

Auf der Weiterfahrt nach Süden traf ich meine alten Velofreunde Petra und Oliver aus Oesterreich wieder. Mit ihnen war bereits nach dem Kailash 10 Tage zusammen getourt; nun tourten nochmals 2 Tage zusammen.

Im Cafe Nomad in Lhasa hatte ich einige Freundschaften geknüpft, u.a. mit der Taiwanesin Hsiang Wei, die das Nomad mit aufgebaut hat und dort arbeitete. Da war auch der Niederländer Peter, der nach ca. 10 Monaten Velofahrt auf dem Weg von Niederlanden nach Lhasa dort für ein paar Tage aushelfen wollte und es dann einige Wochen tat.
Ich traf die beiden in Suhe in der Nähe von Lijiang (ca 200 km nördlich von Dali bzw. ca 500 - 600 km nordwestlich von Kuming) wieder. Dort sind sie gerade dabei ein Guesthouse mit aufzubauen. Es leben dort verschiedene Leute u.a. auch ein Mönch, der morgens Tai-Chi lehrt. So begann auch ich mich morgens mich zu 6h30 Uhr aus dem Bett zu bewegen um diese Uebungen mitzumachen. Inzwischen hat sich meine Aufstehzeit etwas nach hinten verschoben (meist 7.00 Uhr).

Inzwischen ist auch Albano, ein Schweizer Velofahrer, in diesem Guesthouse. Wir trafen uns Anfang Oktober in Lhasa im Cafe Nomad und haben auch weiterhin Kontakt.

In Dali traf ich auf einen Amerikaner, der im Sommer in Irland in einem Haus ohne Strom und Wasser lebt. Dieses Haus steht immer offen und manchmal übernachten auch Leute dort. Im Winter verbringt er mehrere Monate in Dali und half dort auch schon einigen Leuten beim Aufbau eines Geschäftes (Cafe, Guesthouse, Restaurant, Schmuckladen ...). Er zeigte mir die Sadt und gab mir viele Informationen über Dali und Umgebung.

Auf dem Weg nach Kunming traf ich in den Bergen auf Nathalie und Kurt aus de Schweiz (Kuna-tour.ch). Leider fuhren wir in entgegengesetzter Richtung, sie wollen über Dali nach Laos und zuerst nach Kunming und erst nachher dorthin. So werden sich möglicherweise unsere Wege nochmals kreuzen?

Hier in Kunming traf ich dann nochmals Hsiang Wei und Peter, die hier noch für ihr Guesthouse etwas klären mussten.

Inzwischen erhielt ich bereits die Visum für Laos und Vietnam und bin dabei, mir auch ein Visum für Kambodscha und Thailand zu besorgen.

Diese Woche werde ich in Richtung Laos aufbrechen. Somit geht eine lange Zeit in China und Tibet dem Ende entgegen. Das heisst Abschied nehmen von zwei Ländern, in denen ich einige Monate verbrachte.

Es geht auch dem Winter entgegen und so freue ich mich sehr, richtung Süden zu fahren (wie alle Schwaben. Der Websklave).

Noch etwas zu meiner Ausrüstung: Seit Lhasa bin ich mit dem Akto von Hilleberg unterwegs und sehr zufrieden mit dem Wechsel zu diesem kleinen Zelt. Es ist sehr leicht, recht gut belüftet und trotzdem vom Platz her vollkommen ausreichend!

Auch die Ortliebtaschen sind sehr gut. Wenn ich mal etwas Regen habe, so sind sie sehr vorteilhaft. Doch ich habe zum Glück fast nur gutes Wetter!

Meine Velohandschuhe von Röckl gingen in den letzten Wochen kaputt. Der Stoff auf der Handrückenseite ist durchlöchert. Sie haben aber sehr lange gehalten und darüber bin ich froh! Nach dieser langen Zeit haben sie ein Anrecht darauf kaputt zu gehen! ;-)

Ich fuhr sowohl auf dem anfänglichen Koga-Miyata und auch jetzt auch auf dem Papalagi mit einem Nabendynamo von Schmidt. Mir wurden immer wieder von anderen Reisenden Bedenken entgegen gebracht zu diesem Nabendynamo. Ich bin mit dem Koga und dem Papalagi zusammen mehr als 45'000 km gefahren (in 4 Jahren). Ich hatte nie Probleme mit diesem Dynamo und würde ihn auch für Reisen empfehlen.

Wie fast alle Reisende fahre ich mit den Marathon-XR-Reifen von Schwalbe. Inzwischen hatte ich ja bereits den ersten Wechsel und fahre nun mit dem 2. Satz. Auch diese Langlebigkeit finde ich sehr beeindruckend!

Die Unterwäsche und Pullover von Icebreaker sind genial, wenn man zum Beispiel über mehrere Tage keine Wäsche waschen kann. Auch trocknen sie recht schnell, wenn man sie wäscht oder bei warmen Wetter mal schwitzt.

Zum Glück brauche ich selten die GoreTex-Regenkleidung! Wenn ich sie brauche, hält sie sehr gut. Doch die Sonne scheint zum Glück übewiegend! :-)

Die Matte von ThermaRest ist inzwischen viele Jahre alt (vielleicht 8 oder 10?). Ich bin so zufrieden damit wie am ersten Tag!

Die Buff-Tücher brauche ich eigentlich ständig, bei Wind, Kälte und bei warmem Wetter.

Die Hosen von Haglöfs halten recht lange und sind sehr robust! Scheinen mir sehr genial zum Reisen!

Die Faltschüssel von Ortlieb brauche ich sehr häufig (zum Wäsche waschen) und sie scheint auch sehr langlebig zu sein.

Das Solarladegerät ist nun ständig im Einsatz (wegen der digitalen Kamera) und war eine sehr gute Entscheidung!

Der Kocher funktionierte in höheren Lagen nicht so optimal, aber vollkommen ausreichend.

Die Wasserfilterflasche von Katadyn war in Tibet unverzichtbar für mich. wie es in den kommenden Ländern wird, weiss ich noch nicht. Aber drauf verzichten möchte ich trotzdem nicht!

Meine Ersatzteile und Werkzeuge scheinen oft anderen Reisenden zu viel, aber haben sich auch schon oft andere Reisende Werkzeug ausgeliehen oder sich mit Ersatzteilen aushelfen lassen. Ich habe immer wieder verschiende Drähte und Kabel dabei, die ich oft auf der Strasse finde und damit lässt sich viel reparieren!

Inzwischen erfuhr ich, dass es in Deutschland bereits Weihnachtsmänner in den Geschäften gibt. Davon bekomme ich hier nichts mit. So bin ich auch immer wieder froh über News aus der Schweiz und Deutschland. An Weihnachten werde ich voraussichtlich irgendwo in Vietnam sein.

Kunming ist eine sehr grosse Stadt, auf jeden Fall grösser als Berlin. Man sagte mir, dass hier ca 20 Millionen Menschen leben. Nachgezählt habe ich allerdings nicht :-)

Kunming ist auch die Partnerstadt von Zürich.

Ich wünsche Euch eine schöne vorweihnachtliche Zeit und grüsse Euch alle aus Kunming!

Reisebericht vom 20. Dezember 2007

Sabaidee liebe Freunde, Verwandte und Bekannte!

(Laotisch: Sabaidee [gesprochen: Sabaidiiiii] heisst so viel wie Hallo, Servus, Grüessech aber auch Auf Wiedersehen, Byebye....).
Als Velofahrer wird man so in jedem Dorf entlang der Strasse von Menschen jeden Alters gegrüsst. Kinder lieben es, wenn man während der Fahrt gegen ihre entgegengestreckten Hände klatscht.
Bereits im äussersten Süden Chinas wird viel gewunken und gegrüsst, was ich noch ca 100 km vor der laotischen Grenze überhaupt nicht erlebte.

Doch nochmals kurz ein Rückblick nach China:
Nach Tibet sah ich keine Yaks mehr, dafür Wasserbüffel. Die Landschaft veränderte sich auch allmählich: die herbstliche Stimmung schwand, bald nach Kunming gab es erste Palmen und es wurde schnell wärmer. Im Süden Chinas Richtung Laos wurde es dann noch richtig bergig und es gab eine Zeit lang fast täglich zwischen 800 und 1400 Höhenmeter zu fahren. Dadurch fuhr ich an manchen Tagen nicht viel mehr als 40 km :-(
Die meisten Strecken verliefen durch dschungelähnliche Gebiete.

In Kunming traf ich wieder viele Reisende und Studierende, auch aus Deutschland. Ich verbrachte dort noch eine schöne Zeit und besuchte auch den sehr touristisch angelegten Steinwald nicht weit von Kunming.
Unmittelbar vor meiner Abreise traf ich ein Paar aus Berlin, die bereits seit 2 1/2 Jahren per Bus, Bahn, Flugzeug etc. in der Welt umherreist (http://kreutziger.net).

Seit Kunming gönne ich mir auch im Süden Chinas und hier in Laos in grösseren Städten ab und zu eine Massage. Nach ein paar Tagen auf dem Velo geniesse ich diese Wohltat!

Auf dem weiteren Weg im Süden Chinas gab es meist keine Wegweiser mehr. Auf meiner Karte (1 : 4'000'000) waren zwar noch grössere Stadte drauf, jedoch schon nicht mehr die Strassen, die ich fuhr und auch kleinere Orte fehlten. So erfragte ich mir meist den Weg an Abzweigungen. Sehr oft wäre ich wirklich vollkommen falsch gelandet.

Im Süden Chinas (in der Stadt Jinhong) war ich dann im dortigen Tempel eingeladen vom Meister. Dort traf ich auch wieder einen Freund aus dem Guesthouse in der Nähe von Lijiang. Wir trafen uns täglich zu den Mahlzeiten mit dem Meister, spazierten zusammen und tauschten unsere Gedanken aus.

Weiter südlich, aber noch in China, wurde ich in einer kleinen Stadt von einer Englischlehrerin eingeladen, dort in die Schule zu kommen und den Kindern über meine Reise zu erzählen und Fragen zu beantworten. Da ich aber nicht länger in China bleiben wollte, lehnte ich dieses - für mich sehr attraktive - Angebot ab (20 Monate auf Tour und dann plötzlich stressen müssen?! Fragjanur. Der Websklave).

Am Nikolaustag verliess ich China und reiste in Laos ein. Nach ein paar Tagen lernte ich neben Sabeidee auch noch das "Kop Dai" [= Danke!]. Am Strassenrand sah ich in den Dörfern viel Armut (Kinder ohne Kleidung, gemauerte Häuser waren eher die Ausnahme, meist waren sie aus geflochtenen Bambus, klein wie für Kinder gebaut, die Dächer aus Schilf (oder Gras?). Laos gehört zu den ärmsten Ländern der Welt!

Wenn ich zeltete, hatte ich meist kein Abend- und auch kein Morgenessen. Nach einer Zeltnacht kam ich in ein Dorf. Vor einem Haus standen Bänke und ein Tisch und ein Mann war am arbeiten. Es sah für mich anfangs nach Restaurant aus (war es aber nicht!). Ich fragte nach etwas zu essen (mit Handzeichen!). Der Mann holte Wasser zum Trinken und dann einen Topf mit Klebereis und eine Schüssel mit scharfer Wassersuppe und ein paar mir unbekannten Gemüsestücken darin. Wir assen zusammen, wie in Laos üblich, mit den Händen. Der Klebereis hat hier eine solche Konsistenz, dass man zum Essen mit Gabel und Löffel (übliches Besteck hier für Touristen) viel Kraft bräuchte. Und das Besteck ist hier meist aus Aluminium! So kam mir das Essen mit den Händen auch recht.

Am Abend des gleichen Tages kam ich in ein anderes Dorf und fragte an einem Haus nach einem Schlafplatz. Mir wurde ein Platz im Haus neben den Kindern angeboten. Das Haus bestand aus einem einzigen Raum, in dem alles ablief, oder fast: morgens und abends findet man die Laoten meist vor ihren Häusern am Feuer, wo sie sich aufwärmen (Der Autor berichtet dies aus den laotischen Bergen, wo es offenbar nicht so monströs heiss ist wie sonstwo. Der Websklave).

Bei der Mahlzeit und auch der Uebernachtung zahlte ich je 10'000 Kip (10'000 Kip sind ca 1 Dollar). Sie wollten beide Male nichts annehmen, doch ich weiss wie arm die Leute sind und in Laos sind Uebernachtungen und auch Mahlzeiten normalerweise teurer als in China.

Das Klima hier ist sehr feucht. Am Morgen war mein Zelt meist aussen und innen feucht, so dass ich es unterwegs zum Trocknen nochmal auspacken musste.

Da fast überall in Laos Malariagefahr besteht, gibt es in den Gasthäusern (speziell auf em Lande oder in kleineren Städten) meist Moskitonetze über den Betten (mal mit, mal ohne Löcher).

Nach ein paar Tagen traf ich in Luang Prabang ein, der einstigen Königsstadt und heute von der UNSECO zum Weltkulturerbe erklärt. Dort gab es auch Internetcafes und alles, was man von einer eher touristischen Stadt erwarten kann. Dort traf ich auch wieder sehr viele Touristen. Zu dieser Jahreszeit scheint hier der Tourismus zu boomen, da es hier angenehme Temperaturen hat: tags um die 37 Grad und nachts meist über 20 Grad (und sowas findet der angenehm. Aber wie auch immer: wir sind hier bei den Tal-Laoten, die wärmen sich dann nicht mehr vor dem Haus am Feuer. Der Websklave).

Auf dem Weg von Luang Prabang in die Hauptstadt Vientiane traf ich täglich Velofahrer auf kürzeren oder auch längeren Touren, sie kamen unter anderem aus Kanada, Japan, England, Frankreich, und der Schweiz. Ein Paar aus Frankreich und ein Japaner waren auf dem Weg nach Tibet; wir konnten gut Informationen austauschen.

Ursprünglich wollte ich bereits von Luang Prabang mit einen Boot auf dem Mekong nach Vientiane fahren, doch erhielt ich an mehreren Stellen die Auskunft, dass es keine Möglichkeiten gebe und anderseits, dass es für 450 Dollar möglich wäre.

Nun habe ich hier in Vientiane nochmals an verschiedenen Stellen nachgefragt weiter flussabwärts zu fahren, doch auch hier erhielt ich nur negative Nachrichten. Ich möchte Anfang Februar in Bangkok sein und habe nun viel mehr Kilometer vor mir als geplant. Laut Karte sind es etwa 2'500, wenn die Kilometerangaben der Karte aber weiterhin so ungenau sind wie bisher, können es gut und gern 3'500 km werden (mehr Weg, mehr Ziel, besseres Karma. Alles wird gut. Der Websklave). Also werde ich hier nicht wie geplant eine Erholungspause einlegen, sondern wohl eher "gas geben"! (ausser er erleidet am Tag der Abreise einen Achsbruch und in Vientiane gibt es keinen Ersatz. Und natürlich ist genau das passiert. Der Websklave).

Reisefreundschaften halten meist länger: in in Vientiane traf ich mich mit einem Velopaar wieder (sie aus Singapur und er aus den Niederlanden), das ich zum ersten Mal im Iran in der Nähe von Mashad getroffen hatte.

Wir hielten weiter Kontakt und gestern bekam ich die Nachricht, dass sie auch gerade hier seien und wir uns heute treffen können. Sie beenden in Kürze ihre Reise und vielleicht werde ich sie später in ihrer momentanen Heimat (Neuseeland) besuchen.

Morgen werde ich voraussichtlich mein 2monatiges Visum für Thailand abholen können und gleich danach meine Reise gen Süden fortsetzen (ausser er, naja, Sie wissen schon).

In Luang Prabang hielt mir an einem Abend ein netter Herr auf der Strasse eine Plastiktüte mit grauem Kraut entgegen, ich lehnte dankend ab (hatte ehrlich gesagt auch keine Ahnung was das sein sollte, da es sich klar nicht um Cannabis handelte und ich nicht so drogenerfahren bin, wie ich scheinbar aussehe). Daraufhin schlug er Opium vor, was ich ungefähr mit den Worten "Heute mal nicht!" ablehnte. Auch hier in Vientiane wurde mir täglich Opium angeboten. Ich bin etwas erstaunt dass, trotz strenger Gesetze in dieser Richtung, der Markt dafür scheinbar gut funktioniert (Opium ist alt und natürlich. Die Gesetze sind neu und unnatürlich. Ein Wikipedia-Artikel beschreibt die Drogenproblematik in Laos. Der Websklave).

Ich wünsche Euch allen eine schöne Weihnachtszeit, dass Eure Wünsche in Erfüllung gehen und Ihr auch gut ins neue Jahr kommt!

Ich hoffe Euch auch wieder im kommenden Jahr nicht zu sehr mit meinen Reiseberichten (oder Newsletter) zu langweilen und grüsse Euch aus der Ferne!
Stephan

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